Dorothee Schmitz-Köster

Porträt von Dorothee Schmitz-Köster
© Tristan Vankann

1950 in Bergisch Gladbach geboren. In einer katholischen Großfamilie aufgewachsen. 13 Jahre Schule. Studium in Bonn (Germanistik, Philosophie, Sozialwissenschaften). Erstes und Zweites Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien, 1983 Promotion. Seit 1985 freiberufliche Journalistin und Autorin, vor allem für öffentlich-rechtliche Sender (Radio Bremen!) und verschiedene Buchverlage. Lehraufträge und drei Jahre Dozentin für Journalistik an der Hochschule Bremen. 2006 Bremer Feature Preis. Diverse Stipendien
1987 das erste Sachbuch Frauen ohne Kinder. In den folgenden Jahren: Trobadora und Kassandra und … Weibliches Schreiben in der DDR (1989), Liebe auf Distanz. Getrennt zusammen leben (1990), FrauenSolo. Eine selbstbewußte Lebensform (1993). Seit 1997 focussiert auf Themen aus der NS-Zeit: Deutsche Mutter, bist du bereit. Alltag im Lebensborn (1997, 2003, 2010), Der Krieg meines Vaters. Als deutscher Soldat in Norwegen (2005), Kind L 364. Eine Lebensborn-Familiengeschichte (2008), Lebenslang Lebensborn. Die Wunschkinder der SS und was aus ihnen wurde (2012), Raubkind. Von der SS nach Deutschland verschleppt (2018).

www.schmitz-koester.de


Bibliographie

Unbrauchbare Väter

Sachbuch, 2022
Wallstein, ISBN: 978-3-8353-5325-1
160 Seiten, €24,00

Ein Verein, der die Geburtenrate »arischer Kinder« erhöhen wollte. Der deshalb Entbindungsheime betrieb, in denen ausgewählte Frauen – ob verheiratet oder nicht – ihr Kind zur Welt bringen konnten, wenn sie wollten anonym. Das war der Lebensborn e.V., eine SS-Organisation, an deren Spitze der Reichsführer SS Heinrich Himmler stand. Über Lebensborn-Heime, Lebensborn-Kinder und -Mütter wurde schon viel geforscht – die Väter tauchen allenfalls am Rande auf, denn vielen ist es gelungen, geheim zu bleiben. Im Leben der Kinder spielten sie deshalb keine Rolle, in den Erzählungen vieler Mütter blieben sie ausgespart. 
Dorothee Schmitz-Köster geht dieser Leerstelle auf den Grund. Trotz aller Geheimhaltung können sich manche Lebensborn-Kinder an ihren Vater erinnern, und nicht alle Mütter haben geschwiegen. Dazu kommt ein umfangreicher Dokumentenbestand, in dem das Denken und Verhalten dieser Männer sichtbar wird.


Raubkind

Sachbuch, 2018
Herder Verlag, ISBN: 978-3-51-38380-9
272 Seiten, €22,00

Mit Mitte Siebzig erfährt Klaus, dass sein Leben auf einer Lüge aufbaut: Er ist nicht in Dresden geboren, er ist kein Waisenkind, das Vater und Mutter früh verloren hat. Im Gegenteil: Er stammt aus Polen und wurde 1943 von den Nazis verschleppt, um aus ihm „einen guten Deutschen“ zu machen. Dazu wurden seine Herkunft und sein Name gefälscht, dazu musste er seine Muttersprache vergessen, dazu kam er in eine deutsche SS-Familie, die ihn großzog. Seine polnische Mutter hat ihn ein Leben lang gesucht … Ein Schicksal, das Klaus mit zehntausenden Kindern aus Polen und anderen osteuropäischen Staaten teilt. Nur wenigen ist es gelungen, ihre Geschichte aufzuklären, viele wissen bis heute nichts von ihrem Schicksal oder ihrer Herkunftsfamilie. Klaus hatte Glück und kann heute Geschwister in die Arme schließen.


Lebenslang Lebensborn

Sachbuch, 2012
Piper Verlag, ISBN: 978-3-492055338
384 Seiten, €24,99

mit Fotos von Tristan Vankann

Groß – blond – blauäugig, so sollten sie aussehen, die Lebensborn-Kinder. Der Plan: Ob deutscher oder ausländischer Herkunft, ob in einem Lebensborn-Heim geboren oder zum Zweck der „Eindeutschung“ dort untergebracht – sie alle sollten die „arische Rasse“ vergrößern und eine neue Elite bilden. Die meisten der 18.000 Betroffenen sprechen bis heute nicht über ihre Lebensborn-Zeit. Um sich und ihre Mütter zu schützen. Aus Scham. Oder weil ihre Herkunft so konsequent verschwiegen wurde, dass sie ahnungslos sind. Einige sind mittlerweile doch an die Öffentlichkeit gegangen und haben ihre Geschichte erzählt. Die Parallelen sind verblüffend – trotzdem ist jede Biografie anders.  Dorothee Schmitz-Köster hat 20 von ihnen nachgezeichnet. Und Tristan Vankann zeigt in bewegenden Fotografien die Gesichter von Lebensborn-Kindern, die heute um die achtzig Jahre alt sind.


„Deutsche Mutter, bist du bereit..."

Sachbuch, überarbeitete Neuauflage 2010
Aufbau Tb, ISBN: 9783746670850
412 Seiten, €9,95

mit 40 Abbildungen und 31 Faksimiles
„Heim Friesland“ vor den Toren von Bremen war eins von neun Lebensborn-Heimen, die von der SS-Organisation zwischen 1935 und 1945 betrieben wurden. Am Beispiel von Hohehorst (so der Flurname) untersucht Dorothee Schmitz-Köster, wie der Alltag in einem solchen Heim aussah, wer die Mütter waren, die dort entbunden haben, wie das Gerücht, die Heime seien „Zuchtanstalten“, entstand und warum es falsch ist … Für eine überarbeitete, erweiterte Ausgabe des zuerst 1997 erschienenen Buchs hat sie neues Archivmaterial erschlossen, neue Fotos ausfindig gemacht, neue Lebensborn-Biografien verarbeitet. Und in einem Schlusskapitel macht sie klar, wie vehement sich eine Lebensborn-Geburt auf das weitere Leben auswirken kann …


Kind L 364

Sachbuch, 2007
Rowohlt, Berlin, ISBN: 978-3-87134-564-7
272 Seiten, €19,90

Unehelich und unerwünscht, so kommt Heilwig 1938 auf die Welt, in einem Lebensborn-Heim. Dort begegnet ihre Mutter Heinrich Himmler, dem „Reichsführer SS“ und Ideengeber der Organisation. Er ist beeindruckt von der schönen, großen Frau – und nimmt sich ihrer an. Vier Jahre später heiratet sie den SS-General und Himmler-Vertrauten Oswald Pohl. Der adoptiert das Mädchen, und Heilwig wächst in höchsten NS-Kreisen auf. Am Kriegsende folgt ein jäher Absturz. Die Familie flieht vor der Roten Armee, der Adoptivvater wird in Nürnberg zum Tode verurteilt und 1951 hingerichtet. Und jetz erst erfährt Heilwig, dass Pohl gar nicht ihr Vater ist.