Esel, Hund, Katze, Hahn: Ein Interview

Bremen ist in der ganzen Welt bekannt für seine Stadtmusikanten. Dass die alles andere als verstaubt sind, zeigt die neue Anthologie Esel, Hund, Katze, Hahn, für die 20 Bremer Kinderbuchautor*innen und Illustrator*innen zusammengearbeitet haben. Anna Lott hat das Buchprojekt initiiert und herausgegeben. Im Interview verrät sie merhr.

Liebe Anna, die Stadtmusikanten sind bei uns ja, insbesondere seit der Bewerbung um den Titel City of Literature, allgegenwärtig. Was hat dich am Märchen interessiert?

Bei den Bremer Stadtmusikanten interessiert mich insbesondere die Vielfalt der Themen, die das Märchen in sich vereint. Es geht ums Altern, Verstoßenwerden, um die Suche nach Heimat, um Zusammenhalt, um das Recht auf Wohnraum, um Hoffnung, Freiheit, Mut und und und... Dieses Märchen lädt zu unzähligen Interpretationen ein, inspiriert zu so vielen literarischen Formen. Großartig!

Wie ist die Idee entstanden, ein Buch über die Stadtmusikanten zu machen?

Als ich erfuhr, dass in Bremen ein Stadtmusikantenhaus entstehen soll, dachte ich: Zu einem solchen Literaturhaus gehört das passende Buch!

Schon länger hatte ich darüber nachgedacht, wie es möglich sein kann, die vielen professionellen Kinder- und Jugendbuchautor*innen, die in Bremen und umzu leben, sichtbarer zu machen. Ein Buch, in dem sie in ihrer Vielfalt versammelt sind, erschien mir dafür ideal.

Für Esel, Hund, Katze, Hahn hast du dann also ganz viele Bremer Kinderbuchautor*innen und Illustrator*innen zusammengetrommelt. Wie verlief die Zusammenarbeit?

Als ich den ausgewählten Autor*innen sagte, dass sie sich auf Grundlage des Märchens kreativ austoben können und worum es mir mit dem Projekt geht, haben die meisten sofort zugesagt. Als dann die ersten Geschichten, Gedichte, Lieder und Balladen bei mir eintrudelten, war ich überglücklich. Und als dann noch die Illustrationen hinzugekommen sind, wurden meine Erwartungen komplett übertroffen.

Und was hast du im Prozess über die Szene in Bremen gelernt?

Dass sie eigenwillig, hochkreativ und sehr vielfältig ist. Wie in der Literatur für Erwachsene finden sich auch in der Kinderliteratur unterschiedliche Genres und Stilarten, in der Bremer Szene reicht das Spektrum von Fantasy über Lyrik bis hin zum politischen Märchen, was sich in den einzelnen Werken im Buch deutlich widerspiegelt. Ebenso zeigt sich diese Vielfalt übrigens in den Illustrationen, die das Buch erst zu dem machen, was es ist!

Apropos lllustrationen: Die Künstler*innen sind ebenfalls alle aus Bremen und umzu, richtig?

Genau so ist es. Vor diesem Buch wusste ich gar nicht, wie viele großartige Kinderbuchillustrator*innen es in Bremen und umzu gibt! Ganz am Anfang des Projekts habe ich unzählige Verlage im deutschsprachigen Raum angeschrieben, ob sie mit Illustrator*innen aus Bremen zusammenarbeiten. Auf diesem Weg bin ich auf einige Illustrator*innen gestoßen. Hilfe kam außerdem von der Lektorin Caroline Simonis aus dem Bremer Schünemann Verlag, die das Projekt begleitet hat. So wurden Tandems gebildet, also: Jeweils ein*e Illustrator*in wurden einem Autor/einer Autorin zugeteilt. Die Rückmeldungen aller Beteiligten zeigen, dass es anscheinend gute Matches geworden sind.

Portrait der Kinderbuchautorin Anna Lott
© Julia Windhoff

Welcher Beitrag im Buch hat dich dann besonders überrascht? Über welchen hast du am lautesten gelacht?

Sieh es mir nach: Diese Frage beantworte ich lieber nicht, es würde für Unmut bei den Beteiligten sorgen.

Mit Auf dem Fahrrad hast du für den Band ein Gedicht geschrieben, illustriert von Olaf Kock, und auch auf Instagram veröffentlichst du derzeit viele Gedichte. Was gefällt dir am Dichten besonders?

Ich mag die Konzentration aufs Wesentliche. Es macht mich ruhig. Kein Schnickschnack. Rhythmus. Melodie. Kompliziertes vereinfachen. Den Kern eines Inhalts finden und polieren bis er glänzt. Diese Form des Arbeitens ist pures Glück für mich.

Hast du eigentlich einen Lieblings-Stadtmusikanten?

Puh, schwierige Frage. Ich mag sie alle vier, denn sie sind mutig, haben Hoffnung und halten zusammen. Da sticht für mich kein Tier heraus. Höchstens der Esel, der sich wagemutig auf den Weg macht und die anderen Tiere zum Mitmachen bewegt. (lacht) Ist ja fast ein bisschen meine Rolle in Sachen Stadtmusikantenbuch.

Am 29. Oktober feiert ihr mit Esel, Hund, Katze, Hahn eine sehr besondere Bremer BuchPremiere. Was habt ihr euch da ausgedacht?

Einzelheiten möchte ich nicht verraten, nur so viel: Sie findet um 10 Uhr in der Bremischen Bürgerschaft statt, alle Autor*innen und Illustrator*innen werden anwesend sein, außerdem rund 140 Kinder aus Bremer Grundschulen. Es gibt ein Programm mit Musik, Geschichten, Gedichten und Bildern aus dem Buch. Und einige Reden. Alle Interessierten sind herzlich willkommen. Vorausgesetzt, sie melden sich an. Oh, nun habe ich doch schon zu viel ausgeplaudert. (lacht)

Im Buch findest du Texte von Michael Augustin, Carolin Helm, Jörg Isermeyer, Ulrike Kuckero, Hendrik Lambertus, Johanna Lindemann, Anna Lott, Florian Müller und Hortense Ullrich und Illustrationen von Anke Bär, Bettina Bexte, Lois Brendel, Ina Clement, Mario Ellert, Martin Ernsting, Ruben Hilgert, Marie-Lulu Högemann, Olaf Kock, Tessa Rath und Valeska Scholz

Über viele der Kreativen kannst du auf der Website der Weserautor*innen mehr erfahren.

 

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