Von Ferdinand Magellan, der im Dienste der spanischen und portugiesischen Krone vor 500 Jahren die Welt umsegelte, wissen wir fast alles. Seine Reisen über die Weltmeere, getrieben nicht nur vom Wind, sondern auch von Abenteuerlust und Profitgier, sind legendär. Aber wer kennt Hannes aus Aachen, den armen Schlucker, der sich aus reiner Not als Kanonier verdingte und bei Magellan anheuerte?
Spanische Archive nennen Namen und Herkunft, dazu die Notiz, dass er zu den achtzehn Seeleuten gehörte, die die erste Weltumseglung überlebten. Raoul Schrott spinnt aus diesen dürren Fakten einen fulminanten Roman. Gutmütig und naiv erträgt Hannes die brutale Wirklichkeit an Bord, die mit Abenteuer nur unzureichend gekennzeichneten Begegnungen an fernen Küsten und die Rückkehr nach Europa, wo ihm am Ende noch nicht einmal die Heuer ausgezahlt wird. Ein Stehaufmännchen der Geschichte. Einer, der selbst auf der zweiten und dritten Reise über die Weltmeere dem Scheitern die eigenen Träume entgegensetzt. Kein Held, aber gerade deswegen eine glaubwürdige und spannende Figur, die nicht zufällig an Grimmelshausens Simplicissimus erinnert. Er bringt uns die Geschichte von unten nahe und eine Epoche, die den Beginn der Kolonialzeit und letztlich auch der Globalisierung markiert.
Silke Behl
ist Journalistin, Autorin und Moderatorin. Sie war lange Jahre in der Kulturredaktion von Radio Bremen tätig und ist außerdem im Vorstand des Literaturhaus Bremen.