Salman Nurhak (Jahrgang 1963) stammt aus Kasanli im südöstlichen Teil der Türkei (Provinz Kahramanmaraş). Schon während seiner Schulzeit hatte er begonnen, sich politisch oppositionell zu betätigen. Nach dem Militärputsch von 1980 wurde er wegen solcher Aktivitäten arretiert und zu einer Strafe von insgesamt sechs Jahren und acht Monaten Haft verurteilt, von denen er (1983 – 84) zwei Jahre absitzen musste. Nach der vorzeitigen Entlassung engagierte er sich wiederum politisch, diesmal für eine Menschenrechtsvereinigung in Istanbul. Daraufhin musste er die Türkei verlassen. 1991 kam er nach Deutschland, wurde bald als politischer Flüchtling anerkannt und erhielt einen deutschen Pass; seit 1995 lebt er in Bremen. Er hatte schon als Jugendlicher Gedichte geschrieben; diese lyrische Vorgeschichte reaktivierte er im deutschen Exil. Neben seiner Tätigkeit als Mitarbeiter der Bremer Städtischen Galerie, des Künstlerhauses und der Friedensgemeinde produzierte er seine lyrischen Gebilde und hielt – in Bremen, Hamburg und Paris – viele Lesungen, wobei er stets dafür zu sorgen wusste, dass auch eine deutsche Fassung seiner Texte zu Gehör gebracht wurde. Daneben war Salman Nurhak gelegentlich in audio-visuellen Medien (Rundfunk und Fernsehen) zu hören und zu sehen. Er ist Mitglied im Verband deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller. Der Peri Verlag in Istanbul veröffentlicht seit 2015 seine Bücher im türkischen Original, darunter die Gedichtbände Ve aşk und Madımak ve Roboski, die auch ins Deutsche übersetzt wurden, sowie den dokumentarischen Roman Maraş Katliamı und Hazin Geceler. Seine auf Deutsch erschienenen Werke sind unten aufgeführt, ein Gesamtverzeichnis seiner Werke finden Sie auf seiner eigenen Website.
Deine Liebe in meinem Herzen: 66 Gedichte
Lyrik, 2017
Edition Falkenberg, ISBN: 978-3954941315
88 Seiten, €12,00
Manche von Nurhaks Gedichten sind Erinnerungen an die „berge, die nach nelken und kratzdisteln riechen“. Aber auch Erinnerungen an die Kämpfe, an die „schmerzen der gummiknüppel“, an die „handschellen“ und „fußeisen“, an Maschendraht und Folter. Und an die Kämpfe, die „hingerichteten weggefährten“, die in seinem Herzen weiter leben. Aber der Dichter hat die Hoffnung auf gewaltsame Veränderungen aufgegeben. Er ist ein Mann des Friedens: „wir sind diejenigen, die mit worten den weg fortsetzen“. Es sind Worte der Sehnsucht und der Liebe. Melancholische Wort, aber auch hoffnungsvolle. Manchmal haben sie braune, manchmal blaue Augen. Es sind nachdenkliche, oft philosophische, gelegentlich rätselhafte Gedichte: „seine sehnsucht arbeitete er in ein papier ein indem er seine hand aufs herz legte und seine füße ins wasser tauchte“.
...nur die Liebe: 66 Gedichte
Lyrik, 2016
Edition Falkenberg, ISBN: 978-3954940981
104 Seiten, €14,90
Man könnte den Autodidakten Salman Nurhak als „naiven“ Dichter bezeichnen, denn (postmoderne) Theorien sind seine Sache nicht. Diese lyrischen Gebilde sind nicht selten in archaischen Landschaften angesiedelt, zwischen uralten Flüssen und verschneiten Hochgebirgen. Mit dem Autor begegnet auch seine Leserschaft Wölfen und Ameisen, Vögeln und Spinnen, Sonnenblumen und Nutzpflanzen zu sämtlichen Jahreszeiten. Wir lernen Kurden, Türken, Armenier und Zentraleuropäer kennen, die Aleviten, Muslime, Christen, Juden oder Atheisten sind. Bei aller bitteren Erinnerung an die Konflikte in der einstigen Heimat kommt gleichwohl eine zentrale Funktion der Liebe zu: So „naiv“ ist der Dichter Salman Nurhak.