Lesetipp aus der Redaktion: "Tanz Tanz Revolution"

Tanz Tanz Revolution ist das zweite Buch der niederländischen Schriftstellerin Lisa Weeda. Schon in ihrem Debüt Aleksandra zeigte Weeda, wie berührend sie persönliche und politische Themen miteinander verweben kann. In Tanz Tanz Revolution erzählt sie vielstimmig vom unterschiedlichen Umgang mit Krisen und Krieg.

Die Geschichte beginnt zweieinhalb Jahre nach dem Beginn des Krieges in Besulia in einem Land, das weit entfernt vom Schauplatz des Krieges liegt. Immer wieder tauchen wie von Geisterhand tote Menschen aus Besulia in den Häusern der Menschen auf - was wie ein Albtraum klingt, ist für die Protagonist*innen längst Alltag geworden. 

Doch in Weedas Szenario gibt es eine Möglichkeit, die Toten wieder zum Leben zu erwecken! Das Kulturerbe der Menschen in Besulia - der traditionelle Tanz namens Svaboda Samoverzjenja - hat die Macht, dies zu tun.

Rückwärts verfolgen wir die Geschichte bis zum Beginn des Krieges aus der Perspektive einer Dorfältesten in Besulia - Baba Yara -, die diesen Tanz perfekt beherrscht. Ihre Nichte erkennt die Notwendigkeit, der Welt dieses kulturelle Erbe beizubringen und um Solidarität zu bitten. So verbreitet sich ein Erklärvideo des Tanzes über Social Media schnell über die die ganze Welt. Was die Menschen damit machen? Weeda erzählt auf fragmentarische Weise Facetten von Solidarität und Kriegsmüdigkeit, aus der Sicht von Betroffenen sowie weit entfernten Zeug*innen des Krieges. 

Trotz des bedrückend aktuellen Themas lassen die surrealen, humorvollen Passagen den nötigen Raum, die Geschichte zu genießen. Fast beiläufig macht Weeda darauf aufmerksam, sich im aktuellen Krisengeschehen zu positionieren und den Fokus nicht zu verlieren: Mitgefühl und Mut und vor allem - in Bewegung bleiben!

TANZ TANZ REVOLUTION | Lisa Weeda | ROMAN Kanon Verlag | Berlin 2024 | 176 S. | €22,00.

Anaïs Lenuweit

ist bis Januar 2025 Praktikantin im Literaturhaus Bremen. Vor etwa zehn Jahren zog sie aus einer Kleinstadt am Jadebusen nach Bremen – auf der Suche nach Großstadtluft, ohne die Nähe zur Nordsee zu verlieren. Schon damals liebte sie Bücher, allerdings nicht die, die mit Hochglanzcovern prahlen, sondern vergessene Schätze aus Bücherschränken oder Zu-Verschenken-Kisten. Ihre Sammlung umfasst geisteswissenschaftliche, künstlerische, philosophische und lyrische Werke, die von Kultur, Ideen und verborgenen Geheimnissen erzählen – manchmal findet man auch Einkaufszettel aus den 80ern. Seit 2020 studiert sie Kunst- und Kulturwissenschaften an der Uni Bremen und erkundet zunehmend die Gegenwartsliteratur.

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Foto des Literaturhauses Bremen von außen
© Carmen Fernandez

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