Ich packe meinen Koffer und ich packe einen bemalten Fahrradhelm ein. Warum? Weil ich mich mit Alia Astronautin auf den Weg nach Bremen zum Galaxie der Bücher-Festival mache.
Das Hotelzimmer hat zwei Betten und ist riesengroß. Zwei Betten und ganz viel Platz außenrum. Nach der langen Anreise mit der Bahn fühlt es sich wie ein kleines Universum an. Ein Universum nur für mich, in dem ich mich ausbreiten kann. Während ich alles auspacke und für die Lesung am nächsten Morgen bereit lege, beginnt meine Fantasie zu fliegen:
Auf einmal schwebt eine ganze Weltraumflotte durchs Zimmer. Kleine Raumschiffe zischen unter der Deckenlampe hindurch und ein Sternenkreuzer parkt direkt neben meiner Reisetasche. “Platz da!”, ruft eine Zirkusdirektorin mit glitzerndem Zylinder und aus dem Badezimmer turnen Akrobaten, die sich hop, hop, hop zu einer Pyramide stapeln, während eine Gruppe Clowns wild Wasser verspritzt. In der Ecke stimmt ein ganzes Orchester seine Instrumente und will gerade anfangen zu spielen, als eine Yoga-Klasse ihre Matten auf dem Hotelzimmerboden ausrollt. „Einatmen … und in die Kobra”, sagt der Lehrer gerade sanft, als ein Flamingo selbstbewusst aus dem Fernseher tritt. Es folgen zwei watschelnde Pinguine und ein kleines Nashorn. „Willkommen im Zoo!” quakt ein sprechender Frosch vom Kleiderschrank herunter.
Ich lache und schaue mich um, schaue genau hin, bis alle Fantasiegäste wieder verschwunden sind und das Zimmer wieder einfach nur ein Zimmer ist.
Zwei Mal lese ich in den nächsten Tagen aus Alia Astronautin – Mission Freundschaft vor. Jedes Mal fliegen die Worte wie kleine Raumschiffe durch den Raum und ich merke, wie die Kinder mit mir und Alia auf Reisen gehen. Doch eines verrate ich den Kindern und den Kollegen nicht: Bei diesem galaktischen Bücherfest auf der Bühne zu stehen ist toll, mit Buchbegeisterten Abend zu essen ist wunderbar und Kindern eine Geschichte zu erzählen sowieso, doch das Allerverrückteste ist schon vorher in meinem Hotelzimmer passiert.
Wieder zu Hause, ich packe den Fahrradhelm, der natürlich ein Astronautinnenhelm ist, wieder in den Schrank und freu mich auf meine Stifte.
Andrea Stegmaier
studierte Germanistik, Kunstgeschichte und Architektur. Nachdem sie zehn Jahre als Architektin gearbeitet hatte, machte sie ihre Leidenschaft, das Illustrieren, zu ihrem Beruf. Sie lebt mit ihrer Familie in Stuttgart und ist beruflich vor allem in der Welt der Bilder- und Kinderbücher unterwegs.
Sie veröffentlichte bereits zahlreiche Werke, unter anderem Die gestohlene Weihnachtsgans und Alia Astronautin. 2024 war sie beim Bremer Lesefestival für Kinder, der Galaxie der Bücher, zu Gast.
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Galaxie der Bücher - der Podcast mit Andrea Stegmaier
