Mit ihrem Soloprogramm Blankes Entsetzen! kommt die Kabarettistin und Poetry Slammerin Annika Blanke am 14. Februar ins Theater am Leibnizplatz. Im Interview mit dem Literaturmagazin hat sie über ihr neues Programm, die Welt des Poetry Slams und des Kabaretts und darüber gesprochen, warum sie auch in schwierigen Zeiten ihren Humor nicht verliert.
Am 14. Februar werden Sie mit ihrem neuen Programm Blankes Entsetzen! ins Theater am Leibnizplatz kommen. Was hat bei Ihnen zuletzt Entsetzen ausgelöst?
Ich glaube da reicht im Kleinen oft ein Blick aus dem Fenster beziehungsweise im Großen ein Blick in die Nachrichten. Im ganz Kleinen: Die Erfindung der "Priorität niedrig"-Markierungsoption bei Emails. Ganz schlimm.
In Ihrem neuen Programm verbinden Sie Tragisches und Nachdenkliches mit Humorvollem. Warum glauben Sie ist es so wichtig, auch dem Tragischen mit Komik zu begegnen?
Weil mir oft nichts anderes übrig bleibt. Das Tragische, das Entsetzliche, ist trotzdem da, egal wie ich mich verhalte. Das führt bei einigen Menschen - teilweise auch aus nachvollziehbaren Gründen! - zu Rückzug oder Trotz, ich habe mich entschieden, mir mir immer eine Grundhoffnung erhalten. Und das geht oft nur mit Humor und dem damit einhergehenden Optimismus. Es ist immer von Vorteil, die Welt aus verschiedenen Blickwinkeln wahrzunehmen - und da hilft die kreative Heransgehensweise mit Texten ungemein! Und für ein Publikum ist so ein "Du bist nicht allein!"-Moment manchmal auch das, was sie gerade brauchen, um angesichts des Jetzt nicht zu verzweifeln.
Mit Blankes Entsetzen! stehen zum ersten Mal mit einem Programm allein auf der Bühne, nachdem Sie in der Vergangenheit gemeinsam mit anderen Kabarettist*innen aufgetreten sind, zum Beispiel im Zuge der wandernden Lesebühne Dames Blondes, die Sie gemeinsam mit Ina Sanders und Rita Apel umgesetzt haben oder mit Mirko Menser als Teil des Poetry Slam-Teams Parole Emil!. Wo sehen Sie Vor- und Nachteile darin, solo aufzutreten?
Blankes Entsetzen! ist bereits das zweite Solo, insofern haber ich schon etwas Erfahrung, beispielsweise was die Dramaturgie des Abends angeht, aber natürlich ist es jedes Mal wieder eine Herausforderung. Zwei Stunden ganz alleine die Menschen zu unterhalten, und das auch noch mit dem Entsetzen in seiner Vielfalt, da brauche ich ein gutes Gespür und muss sehr präsent sein. Aber darin sehe ich auch den Vorteil: Ich kann Facetten zeigen, auch mal Texte lesen, die nicht dem 6-Minuten-Poetry Slam-Standart entsprechen, die Zwischenmoderationen auskosten. So schaffe ich es im Idealfall, dass sowohl auf- als auch vor dem Bühne niemandem langweilig wird!
Sie verbinden Poetry Slam und Kabarett miteinander. Fühlen Sie sich mehr als Kabarettistin, als Poetry Slammerin - oder vielleicht sogar als eine Hybridform?
Hybridform trifft es ganz gut! Als Poetry Slammerin habe ich gelernt, Texte so zu gestalten, dass sie eine unmittelbare Reaktion beim Publikum auslösen. Das kann ich jetzt gut für mein Solo nutzen! Mitunter sitzt aber auch ein Kabarett-affines Publikum vor mir, die frei vorgetragene Passagen mit direkter Ansprache unter Interaktion erwarten - auch das kann ich mittlerweile. Und davon profitieren am Ende beide Seiten! Zudem ermöglicht mir diese Mischform die unterschiedlichsten Themen anzusprechen, einfach nur toll!
Was wünschen Sie sich in Zukunft für die Kabarett- und die Poetry Slam-Szene?
Ganz banal: Dass es sie auch weiterhin gibt! Die Welt wäre sonst um einiges ärmer! Also: Es braucht Nachwuchsförderung und Unterstützung der Spielstätten.
Was können wir in Zukunft - vielleicht auch in Bremen - noch von Ihnen erwarten?
Ich plane aktuell die Show für das zweite Benefiz der Kulturtafel Oldenburg, deren Botschafterin ich sein darf und gehe im April auf Tour. Zudem übe ich für meine erste Teilnahme an einem "Dead or Alive"-Slam, wo ich eine bereits verstorbene Dichterin verkörpern werde. Und dann ist da ja noch der Roman, der endlich fertig geschrieben werden will...