„Wir sitzen nicht alle im selben Boot“: Black Story Month 2025

Sheeko Ismail organisiert seit 2020 in Bremen den Black Story Month. Jedes Jahr im Februar finden im Rahmen des Themenmonats Lesungen, Vorträge, Konzerte und Workshops statt. Im Interview erzählt Sheeko Ismail mehr über die Organisation, die Begriffe und warum es wichtig ist, Veranstaltungen ausschließlich für Schwarze Communities anzubieten.

Ein Portrait von Sheeko Ismail.
© @lauramoreno

Seit einigen Jahren wird er in Bremen mit einem vielfältigen Programm begangen: Warum ist der Black Story Month so wichtig?

Der Black Story Month findet jährlich im Februar statt. Das ist für die Black Community eine wichtige Gelegenheit, um zusammenzukommen und ihre Vielfalt zu feiern. Der Black History Month findet schon seit den 90er Jahren statt, mittlerweile haben einige Städte eigene Konzepte.

Wieso heißt es in Bremen eigentlich nicht „Black History Month“?

Wir wollten in Bremen ein neutrales Wort wählen, in dem alle unterschiedlichen Menschen sich angesprochen fühlen. Die Sprache und Begriffe entwickeln sich – „history“ wird inzwischen oft männlich gelesen und ist darum für uns nicht mehr inklusiv genug. Darum haben wir uns für den Titel „Black Story Month“ entschieden. Aber der Ursprung ist natürlich geblieben und das Konzept vergleichbar.

Wer steckt eigentlich hinter dem Programm des Black Story Month Bremen?

Dahinter stecken verschiedene Schwarze Menschen und Vereine. Zum Beispiel sind die Schwarze Kinderbibliothek, für die ich ja auch tätig bin, und die Initiative Zukunft ist bunt mit dabei, aber das Team wechselt von Jahr zu Jahr. Ich bündle alles und versuche, alle Gruppen zu berücksichtigen.

Im Programm gibt es sowohl Veranstaltungen ausschließlich für Schwarze Menschen als auch welche, die offen sind für alle. Was ist das Konzept dahinter?

Wir haben das von Beginn an so gemacht, dass es Veranstaltungen ausschließlich für die Community gibt. Viele Lesungen wie die mit Mirrianne Mahn oder mit Regina Feldmann sind oft für alle offen. Damit wollen wir eine Mischung erreichen, die allen gerecht wird. Denn wir wollen damit niemanden ausschließen, sondern Räume schaffen als Safer Spaces und hoffen dabei auf Verständnis. Trotzdem begegnet uns bei den geschlossenen Veranstaltungen immer wieder Kritik, sowohl aus weißen als auch aus Schwarzen Communities. Natürlich bedarf es da Aufklärung, damit die Menschen verstehen: Wir sitzen nicht alle im selben Boot.

Wie habt ihr die Künstler*innen und Redner*innen für den diesjährigen Black Story Month ausgewählt?

Wir versuchen immer, möglichst viele Personen aus Bremen und Bremerhaven mitzudenken und regional einzuladen, auch aus Hamburg zum Beispiel. Ansonsten richten wir uns nach Empfehlungen aus unseren Communities und wollen das Programm vielfältig machen. Auch queere und trans-queere Menschen wollen wir mitdenken, denn solche Gruppen werden in anderen Programmen oft nicht mitgedacht. Der Ursprung des Black History Month ist sehr männlich geprägt und diesen patriarchalen Kontext wollen wir aufbrechen.

In unserem Magazin geht’s diesen Monat um Privilegien und natürlich ist ja auch Sichtbarkeit ein großes Privileg. Kann der Black Story Month Schwarzen Menschen mehr Sichtbarkeit ermöglichen? 

Natürlich! Wir wollen Stimmen eine Plattform geben, die sonst nicht gehört werden. Das ist jeden Tag unsere Arbeit, aber eben auch im Black Story Month. Ich finde aber, nur einmal im Jahr Veranstaltungen mit Schwarzen Menschen mitzudenken, reicht natürlich nicht aus: Das sollte jeden Tag passieren.

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