Am 3. Juni und vom 17. bis 19. Juni ist es wieder so weit: Das Poesiefestival poetry on the road geht an den Start! Nach zwei digitalen Ausgaben werden die geladenen Autor*innen nun wieder live auf Bremer Bühnen stehen. Festivalleiterin Regina Dyck erzählt im Interview über die Erfahrungen der letzten Jahre und gibt Lesetipps.
Im letzten Jahr musste poetry on the road durch die Pandemie ganz neu gedacht werden. Wie geht es in diesem Jahr weiter?
Alles blieb anders im Frühjahr 2021 – und das Literaturfestival poetry on the road ging im letzten Jahr neue Wege, um die Vielfalt der zeitgenössischen Poesie auch in der Pandemie sichtbar, hörbar und fühlbar zu machen. Statt auf die Bühnen der Stadt ging es auf den Bildschirm. Auf poetry-on-the-road.com kamen Dichter*innen virtuell zu Wort.
In diesem Jahr gilt: die Vielfalt der Poesie, endlich wieder live auf Bremer Bühnen! Nach zwei coronabedingt virtuellen Ausgaben präsentiert das 23. Festival poetry on the road in diesem Juni wieder zeitgenössische Poesie in Verbindung mit anderen Künsten, live, gesprochen, musikalisch, visuell. Von klassischer Lesung über Poesiefilme bis Rap und Slam Poetry reicht das Spektrum der Dichter*innen, die vom 17. bis 19. Juni in Bremen lesen und performen werden. Als Very Special Guest liest die Nobelpreisträgerin Herta Müller im Theater am Goetheplatz, wobei die Lesung leider vom 3. Juni in den Herbst verschoben werden musste.
Was haben Sie aus den Erfahrungen der letzten beiden Jahre für die Festivalorganisation gelernt?
Die Organisation eines internationalen Poesiefestivals, ob analog oder digital, ist immer eine Herausforderung. Die Erfahrung der Pandemie hat zu einer noch größeren Antizipation von Unwägbarkeiten, Unberechenbarkeiten, Unsicherheiten bei der Organisation des Festivals - und einer noch ausgeprägteren Sensibilität im Umgang mit möglichen Imponderabilitäten geführt. Allerdings auch zu dem Gefühl der tiefen Dankbarkeit, dass es in diesem Jahr wieder möglich ist, Autor*innen auf den Bühnen dieser Stadt live zu erleben. Über die Jahre ist das Festival kontinuierlich gewachsen, lockte immer mehr Publikum, füllte neue Säle. Möglich war das nur, weil die Förderer und Freunde von poetry nie lockerließen, weder unter üblichen Sparzwängen, noch in Zeiten wirtschaftlicher Krisen, noch in Zeiten der weltweiten Pandemie. Ihnen und dem Publikum, das uns in all den Jahren die Treue hielt, gilt mein großer Dank.
Worauf freuen Sie sich besonders bei der diesjährigen Ausgabe?
Ich freue mich auf jede Autorin, auf jeden Autor, auf jede Lesung, auf jede Veranstaltung gleichermaßen. Der Eröffnungsabend von poetry on the road am 17. Juni in der Bremer Shakespeare Company zeigt den großen Reichtum der zeitgenössischen Poesie: Acht international hoch angesehene Autor*innen aus sechs Nationen stehen live auf der Bühne, lesen und performen in sechs verschiedenen Muttersprachen.
Und im 6. Jahr der Poetry-Slam-Gala darf wieder große Wortkunst erwartet werden. Präsentiert wird die kurzweilige Expedition ins Wortreich vom weltreisenden Bremer Bühnendichter Bas Böttcher am 18. Juni. Und natürlich freue ich mich sehr auf die Lesung der Nobelpreisträgerin Herta Müller!
Unser Ausgabenthema ist diesen Monat Spoken Word, haben Sie Lese- oder Hörtipps für uns?
Bas Böttcher, Aron Boks, Babs Kons, Lucia Lucia und Themye Tesfu werden am 18. Juni im Rahmen der Poetry-Slam-Gala auftreten, alle Veröffentlichungen der hier Genannten kann ich unbedingt zu empfehlen.
Und noch ein Tipp: Von der wunderbaren und hochverehrten Spoken Word-Autorin Warsan Shire wird demnächst der Band Bless the Daughter Raised by a Voice in Her Head auf deutsch im Fischer-Verlag erschienen: Haus Feuer Körper. „Gedichte so unmittelbar, so eindringlich, als säße eine Schwester neben mir“, schreibt Sharon Dodua Otoo zu den Gedichten von Warsan Shire. Die somalisch-britische Autorin Warsan Shire ist eine Legende. Ihre Texte für Beyoncé machten sie zum Star. Mit ihren Gedichten machten Artikel der New York Times auf.
poetry on the road
ist Bremens internationales Poesiefestival. Durch poetry on the road ist es gelungen, Bremen in der nationalen wie internationalen Literaturszene einen bedeutenden Platz zu sichern. Mehr als 650 renommierte und international hoch angesehene Autor*innen aus 65 Nationen sind seit Beginn des Festivals im Jahre 2000 in der Hansestadt aufgetreten. Die Liste der teilnehmenden Autor*innen liest sich wie ein Who is Who der zeitgenössischen Poesie. Das Festival entsteht in Zusammenarbeit zwischen der Hochschule Bremen und Radio Bremen.