Im neuen Roman von Iris Wolff fahren die Hauptfiguren Fahrrad. Los geht es in Rumänien. Der Eiserne Vorhang ist gerade gefallen. Kato und Lev, allerbeste Freunde aus Kindheitstagen, reagieren sehr unterschiedlich auf die neue Freiheit. Kato nimmt die erste Gelegenheit wahr, schwingt sich aufs Rad und radelt in den Westen. Lev bleibt mit seiner Tour im gewohnten Kosmos und bricht gen Osten auf. Wir haben Iris Wolff gefragt, warum sie in einem solch historischen Moment ihre Protagonisten aufs Fahrrad setzt und nicht ins Flugzeug oder Auto:
Das Radfahren ist für mich das adäquateste Fortbewegungsmittel. Ich kann leider meine Lesereisen nicht per Rad machen. Ich muss mich auf die Deutsche Bahn verlassen. Das Radfahren ist eine Art der Fortbewegung, die einem erlaubt, unglaublich viel wahrzunehmen. Die Beschaffenheit der Erde. Wie riecht es? Wie sieht die Perspektive eines Tals aus, wenn ich reinfahre und dann, wenn ich mittendrin bin und rausfahre. Diese Geschwindigkeit des Blicks ist, glaube ich, angemessen beim Radfahren. Es kommen natürlich eigene Vorlieben und Wahrnehmungen dazu. Bei Kato wusste ich, sie braucht einen Auslöser, damit sie endlich da fortkommt. Also sie schließt sich ja einem Hamburger Radfahrer an, der durch das neue große Europa reist. Und Lev ist dann vor Kummer gelähmt und kann zwei Wochen nicht aus dem Bett steigen. Er sagt dann, er fährt ihr nicht hinterher. Er fährt in die andere Richtung.
Iris Wolff über die Rolle des Fahrrads in ihrem neuen Roman Lichtungen. Klett-Cotta 2024. Mehr über den Roman, Rumänien und Iris Wolff gibt es im Podcast.