Um unserem Klima etwas Gutes zu tun, müssen wir unser Verhalten umstellen. Klimafreundliches Handeln hört auch beim Buch nicht auf, das ist klar. Aber wie geht die Verlagsbranche mit den neuen Herausforderungen um? Im Bremer Schünemann Verlag hat man schon viele Ideen umgesetzt. Annika Depping hat darüber mit Verleger Hermann Schünemann gesprochen.
Klimaschutz ist inzwischen auch in der Verlagsbranche in aller Munde. Was sind die Ideen und Strategien des Schünemann Verlags für klimafreundliches Handeln?
Wir versuchen, möglichst viele Titel nachhaltig in Europa herzustellen. Der Verzicht auf die Folienverpackung ist ja mittlerweile obligatorisch. Wenn möglich liefern wir in der Stadt mit Hilfe unseres Lastenfahrrades aus. Ebenso versuchen wir immer, schon neben dem Inhalt, dem Erscheinungsbild auch mit den Materialien unsere Kund*innen zu gewinnen. Gute Bücher sollten auch gut aussehen, sich gut anfühlen und eben die Umwelt nicht unnötig belasten. Natürlich gibt es für uns auch Grenzen. Die Herstellung nach Cradel to Cradel Norm ist einfach noch zu teuer in dem Sinne, dass die dann notwendigen Preise am Markt noch nicht durchzusetzen sind.
Wie und wann kam bei Ihnen der Umschwung zu klimafreundlichen Handlungsmethoden?
Ich würde es nicht Umschwung nennen, sondern Entwicklung. Wir sind seit jeher darauf bedacht, möglichst viele Produkte in der Region zu produzieren. Speziell im Zeitungs- und Magazinbereich machen wir das seit Jahrzehnten zu 100 %. Das spart Ressourcen und schont das Klima am effizientesten. Ebenso stellen wir unseren Mitarbeiter*innen seit über 15 Jahren sichere und komfortable Fahrradabstellplätze unentgeltlich zur Verfügung.
Welche Schwierigkeiten gibt es für den Schünemann Verlag als Verlagshaus mit einer langen Tradition dabei, klimafreundlich zu handeln? Was muss sich noch tun?
Die Probleme, klimafreundlich zu produzieren, liegen nicht im Alter des Verlages, vielmehr entspricht die Philosophie eines Familienunternehmens in der siebten Generation mehr dem Nachhaltigkeitsprinzip als junge Kapitalgesellschaften das könnten, sind wir doch darauf bedacht, das Unternehmen für spätere Generationen zu bewahren, sprich nachhaltig zu wirtschaften.
Unerwartete Schwierigkeiten bereiten uns aber die Papierlieferanten. Diese können noch in vielen Bereichen keine adäquaten Alternativen bieten. Gleichsam bescheren diese neuen nachhaltigen Materialien noch Probleme in der Verarbeitung. Es überrascht uns sehr, dass die Industrie dieser Nachfrage des Marktes überhaupt nicht gerecht wird.
Wie klappt die Umsetzung zum Beispiel bei der Auslieferung mit dem Lastenrad?
Das funktioniert innerhalb Bremens sehr gut. Keine Parkplatzsorgen, meist ist man schneller am Ziel und last but not least fördert es die Gesundheit der ausliefernden Personen.
Und wie werden Ihre Bemühungen aufgenommen?
Der Buchhandel nimmt das zur Kenntnis. Aber letztendlich erwarten wir von Buchhandels- und Kundenseite dafür keinen Dank und Anerkennung. Vielmehr sollte es unsere Kolleg*innen animieren, es uns gleichzutun.
Was können andere (Bremer) Verlage von Ihnen lernen?
Diese können lernen, dass nachhaltiges und wirtschaftliches Handeln kein Wiederspruch ist.
Haben Sie weitere Ideen zum Thema Klimaschutz, die Sie in Zukunft noch umsetzen wollen?
Wir wollen gerade im Kinderbuchsegment die jungen Leser*innen animieren, dass diese ihre Eltern bewegen, auf den Kauf „guter“ Bücher zu achten. Aber letztendlich gilt es, in allen Käufersegmenten einen Bewusstseinswandel für nachhaltigen Bücherkauf zu initiieren.
Wir sind uns sicher, dass die nachhaltige Buchproduktion sich in Kürze als Standard durchsetzen wird. Daher sehen wir uns als Verlag mit einer über 200-jährigen Tradition auf einem guten Weg.
Der Carl Schünemann Verlag
Heimatverbunden und weltoffen aus Tradition: Das ist der Carl Schünemann Verlag. Im Schünemann-Haus an der Weser entstehen seit 1810 echt norddeutsche BÜCHER VON ZUHAUSE. Von Belletristik oder Kinderbuch über Bildbände bis zum Geschenk- oder Sachbuch weht der frische Küstenwind durch das Verlagsprogramm, das mit liebevoller Gestaltung, hochwertigen Materialen und viel norddeutschem Charme große und kleine Nordlichter überzeugt.
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