Lesetipp aus der Redaktion

Das Meer in meinem Zimmer Cover

Die Schriftstellerin Jana Scheerer ist in Bremen keine Unbekannte. Ihr Roman Mein innerer Elvis wurde schon 2010 mit dem LUCHS des Monats ausgezeichnet. Auch in ihrem neuen Roman Das Meer in meinem Zimmer hilft der Humor über die alltäglichen Katastrophen, die die beiden Schwestern Jolanda und Lilli im alltäglichen Zusammenleben mit ihrem Vater Pax ertragen müssen, über vieles hinweg. Die Familie lebt auf einer Hallig in der Nordsee, immer mit Blick auf Deich und Wattenmeer. Vater Pax ist ein Lebenskünstler und zugleich unberechenbar, denn er ist psychisch krank. Jana Scheerer lässt Jolanda sprechen, die nach dem Tod des Vaters in Rückblenden die schwierige Geschichte ihrer Familie erzählt. Denn ihre Mutter und die kleine Schwester Lilli weigern sich, den Tod des Vaters zu akzeptieren. Skurril und abgründig reihen sich Alltagsszenen aneinander, die mit viel Situationskomik daherkommen.


Fast beiläufig umkreist Jana Scheerer die großen Themen wie Schuld und Verantwortung, immer einfühlsam aus der Perspektive der beiden Mädchen erzählt. In der kargen, aber auch wechselvollen Wattlandschaft wird das schmerzhafte Durchleben eines großen Verlustes für Jolanda am Ende zur Befreiung, denn sie bricht das Schweigen, das seit vielen Jahren auf der Familie lastet. Ein wundervoll leicht erzählter Roman, den ich zugleich mit einem lachenden und einem weinenden Auge gelesen habe.

DAS MEER IN MEINEM ZIMMER | Jana Scheerer | ROMAN Schöffling & Co. | Frankfurt am Main 2020 | 256 S. | €22,00

Heike Müller

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Foto von Heike Müller
© Carmen Simon Fernandez

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