Im Frühjahr 2017 ist der jüdische Autor, Journalist und Regisseur Tobias Ginsburg aufgebrochen, verdeckt in die Strukturen der Reichsbürger einzutauchen. In den acht Monaten, die er unter ihnen verbrachte, traf er nicht einfach auf verwirrte Staatsleugner*innen mit selbstgebastelten Pässen oder Esoteriker*innen mit Ausstiegsphantasien, sondern auch auf rechtsradikale Narrative einer jüdischen Weltverschwörung, Fremdenhass und Führerkult.
Ginsburg reflektiert in diesem häufig einer Reportage ähnelnden Buch Begegnungen mit Menschen, die geprägt sind von Ängsten und persönlichen Schicksalen, aber auch von Paranoia, Wut und Hass. Während er mit sprachlichem Witz die oft skurrilen Begegnungen beschreibt, versäumt er es dabei nicht, die Gefahren dieser Strukturen und Weltbilder zu benennen. Was ihm dabei auffällt: „Das Reich, es ist nicht irgendwo, sondern mitten unter uns.“
Unterfüttert mit wissenschaftlichen und historischen Bezügen bietet Die Reise ins Reich einen tiefen, aber dennoch leicht zugänglichen Einblick in diese vermeintlich ferne Verschwörungswelt und damit einen aktuellen Beitrag zur Aufklärung über neurechte Strukturen.
Luise Heumann-Kiesler
absolviert im Sommer ein Praktikum in unserer Redaktion. Zum Thema gegen rechts hat sie schon jetzt einen Lesetipp beigesteuert. Sie wurde 1995 in Wiesbaden geboren, hat Germanistik und Soziologie in Frankfurt am Main studiert. 2022 ist sie für den Master Sozialpolitik nach Bremen gezogen.
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