Klarkommen erzählt die Geschichte dreier sehr unterschiedlicher Schulfreund*innen, die selbst nicht genau wissen, wie sie sich angefreundet haben. Nach dem Abitur beschließen sie, ihre Kleinstadt zu verlassen und gemeinsam in eine WG in die Großstadt zu ziehen – Erwartungen und Hoffnungen auf ein neues, spannenderes Leben im Gepäck. Angekommen in ihrer – natürlich reichlich abgewohnten – ersten eigenen Wohnung sehen die Erzählerin und ihre Mitbewohner*innen sich mit einem Haufen neuer Herausforderungen konfrontiert. Das erste Mal ist das Konto im Minus, die Filme, Songs und Bücher über das aufregende Student*innenleben in der Stadt haben eine ernüchternde Erkenntnis verschwiegen: Irgendwie kostet alles Geld.
Die Protagonistin fühlt sich nirgendwo so richtig zugehörig und von der Gesamtsituation überfordert, ist aber doch glücklich über ihre neugewonnene Freiheit. Anders als ihr Mitbewohner Leon, der in der großen Stadt aufzublühen scheint und sich in eine Vielzahl cooler, interessanter Freund*innenkreise reingeraucht hat. Gemeinsam mit ihrer zweiten Mitbewohnerin – Mounia, die ähnlich wie sie selbst eher introvertiert ist – windet sich die Erzählerin durch das Gewusel der Großstadt. Klarkommen beschreibt nicht die Höhen und Tiefen des Stadtlebens, sondern die Ernüchterung über einen Alltag, den man sich spannender vorgestellt hat.
„Ich war gleichzeitig schon erwachsen und trotzdem noch sehr jung, das Leben schien mir zu kurz und zu lang gleichzeitig und jede Entscheidung gleichermaßen lebensverändernd und wichtig und vollkommen egal.“ (S. 151-152)
Ilona Hartmann schreibt ehrlich über eine der prägendsten Zeiten im Leben junger Erwachsener, ohne dabei pessimistisch zu sein. Feinfühlig und detailliert beschreibt sie Herausforderungen, aber auch Chancen eines neuen Lebensabschnitts in der Großstadt. Immer wieder stolpert man beim Lesen über Sätze, für die man sich wünscht, einen Textmarker in einer ästhetischen Farbe zur Hand zu haben. Auf dem Klappentext wird die sehr passende Bezeichnung ‚Entlastungsliteratur‘ gefunden und genau das schafft Ilona Hartmann mit ihrem Buch: ihre Leser*innen davon zu entlasten, ihre Jugend nicht auf die richtige Art und Weise verschwendet zu haben oder zu verschwenden.
Anna Herzberg
macht grade ihr Praktikum im Literaturkontor. Ansonsten studiert sie Linguistik und Germanistik an der Universität Bremen und schreibt bald ihre Bachelorarbeit. Wenn sie nicht grade auf Flohmärkten oder in Verschenke-Kisten nach neuen Büchern stöbert, unterstützt sie auch gern kleine Buchläden.
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