Manchmal sind literarische Texte total kompliziert – und das wollen sie auch sein (mehr dazu erzählt Anna Yeliz Schentke im ersten Teil ihrer Kolumne Satzwende). Aber manchmal ist das einfach zu kompliziert. Damit alle einen Zugang zu Literatur bekommen können, gibt es inzwischen zunehmend Literatur in Leichter Sprache. Darunter sind auch viele Texte, die zwar leicht verständlich sind, aber die Leser*innen trotzdem ernst nehmen.
Ein Beispiel dafür ist der Band LiES. Das Buch, herausgegeben von Hauke Hückstädt. Darin versammeln sich fünfzehn Geschichten in einfacher Sprache von bekannten deutschsprachigen Autor*innen wie Mirko Bonné, Nora Bossong, Judith Hermann oder Arno Geiger. Die Autor*innen seien für dieses Projekt schnell zu gewinnen gewesen, erzählt Hauke Hückstädt, der das Literaturhaus in Frankfurt am Main leitet: „Statistisch wissen wir, jeder vierte Mensch in Deutschland kann nicht besonders gut lesen, jeder zwölfte ist auf Einfache Sprache angewiesen.“
Die Kriterien, unter denen die Geschichten in LiES. Das Buch verfasst wurden, erarbeiteten sich die Schriftsteller*innen zusammen mit Profis. Es sind aber nicht die Regeln, nach denen beispielsweise das Büro für Leichte Sprache arbeitet. Trotzdem verwenden die Autor*innen zum Beispiel viele Verben und weniger Substantive, vermeiden komplizierte Bilder und zu lange Sätze. Ihre Geschichten sind dennoch überraschend, deutungsoffen und spannend.
„Wie man sich in der Auswahl der Mittel und literarischen Techniken beschränken und trotzdem – oder vielleicht auch gerade deswegen – vielseitig und überraschend schreiben kann, zeigt dieses Buch.“
Offenbach Post
LiES. Das Buch ist damit ein Geschichtenband für alle, denen andere Texte oft zu kompliziert sind, aber auch für alle anderen. Ende Februar erscheint der zweite Band LiES. Das zweite Buch mit Geschichten von Tonio Schachinger, Saskia Hennig von Lange, Miku Sophie Kühmel, Sasha Marianna Salzmann und vielen anderen. Auch dieses Mal wird die Lektüre überraschend, bereichernd und unterhaltend, so viel sei versprochen!
Andere Geschichten in Leichter Sprache
Das Büro für Leichte Sprache der Lebenshilfe Bremen hat ebenfalls verschiedene Bände mit Geschichten in Leichter Sprache herausgegeben. Drunter sind zum Beispiel ein Krimi in Leichter Sprache in drei Bänden sowie zwei Bücher mit Kurzgeschichten über Freundschaft, Liebe, Alltagsabenteuer und vieles mehr. Diese Geschichten sind mit Bildern versehen, die das Verständnis unterstützen und in kurzen Sätzen geschrieben.
Lesen ist etwas für jede*n – wenn es die richtigen Texte dazu gibt! Hoffentlich folgen auf diese Projekte viele weitere, die Literatur allen zugänglich machen.
LIES. DAS BUCH. Hauke Hückstädt (Hrsg.). GESCHICHTEN Piper. München 2020. 288 S. € 20,00.
LIES. DAS ZWEITE BUCH. Hauke Hückstädt (Hrsg.). GESCHICHTEN Piper. München 2023. 256 S. € 20,00.
GESCHICHTEN IN LEICHTER SPRACHE. Lebenshilfe Bremen. GESCHICHTEN Lebenshilfe Bremen e.V. 100 S. € 12,80.
Annika Depping
ist seit einem Praktikum im Sommer 2014 im Team des Literaturhauses Bremen. Inzwischen leitet sie die Textredaktion des Literaturmagazins und organisiert das Kinderlesefestival Galaxie der Bücher. Für das Literaturhaus war sie 2022 außerdem Teil der Jury zur Vergabe des Bremer Autor*innenstipendiums. Sie hat in Bremen Germanistik mit Schwerpunkt Literaturwissenschaften studiert und liest am liebsten in ihrem Schrebergarten. Über ihre Leseeindrücke schreibt sie auch im Online-Magazin Bücherstadt Kurier.
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