"Schön ist die Nacht" von Christian Baron

Cover Schön ist die Nacht

Nach seinem semifiktionalen Buch Ein Mann seiner Klasse geht Christian Baron in seinem ersten Roman Schön ist die Nacht zeitlich noch weiter zurück. Seine Geschichte der Hauptfiguren Horst und Willy, beide vom Zweiten Weltkrieg traumatisiert, spielt in den siebziger Jahren im westdeutschen Kaiserslautern. Der aus einem Kommunistenfamilie kommende Zimmermann Willy versucht, den Kopf über Wasser zu halten und als Malocher auf dem Bau „anständig zu bleiben“, auch wenn sein Leben von vielen Tiefschlägen gekennzeichnet ist. Der Hilfsarbeiter Horst hingegen hat den Glauben an einen sozialen Aufstieg nie gehabt. Er neidet Willy das Glück des kleinen Mannes, bringt ihn um seine Arbeit und prügelt fortwährend seinen eigenen Sohn Ottes zusammen, wenn er nach durchzechter Nacht aus der Goldmine nach Hause kommt. Er ist Rassist und frauenfeindlich, ein fortwährender Tyrann, der alle mit seiner Unberechenbarkeit in Atem hält. Aus welchen Gründen Willy sich nicht von Horst zu lösen vermag, bleibt der Leser*innenschaft bei der Lektüre dieses Buches leider vollkommen rätselhaft.

Christian Barons durchaus authentischer Milieu-Roman zeigt eine Männerwelt voller Gewalt, Niedertracht und Alkoholmissbrauch. Nur unschwer lassen sich biografischen Parallelen zum Leben des Autors erkennen. Trotz der Nähe zu seinem Stoff bleiben die Figuren in Christian Barons Roman jedoch seltsam schablonenhaft. Wie „schön“ die Nächte in den siebziger Jahren in der Arbeiterkaste in Kaiserslautern waren – das ist nach den ersten hundert Seiten eigentlich schon erzählt.

SCHÖN IST DIE NACHT. Christian Baron. ROMAN Claassen. Berlin 2023. 384 S. € 23,00.

Heike Müller

ist Geschäftsführerin des virtuellen Literaturhauses Bremen. Außerdem gehört sie zum Team unserer Redaktion, die hier regelmäßig Lesetipps gibt. Ihre zweite Heimat ist Andalusien.

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© Carmen Simon Fernandez

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