Charles Eisensteins Buch ist nicht neu (2014), und wir haben es seit Jahren im Sortiment. Die Reaktionen auf den Titel fallen bei unseren Kund*innen ziemlich ähnlich aus: entweder Kopfschütteln (was für ein naiver Budenzauber) oder spontane Ungläubigkeit (echt? aber wie soll das gehen?). Wie das gehen soll, ist eine eigene Geschichte, eine neue.
Die neue Geschichte, die Eisenstein erzählt, ist die des Interbeings. Es ist die wechselseitige Verbundenheit von allem Lebendigem, vom Quantenteilchen bis zum komplexen Organismus, von Mensch und beseeltem Universum. Für Eisenstein ist die Menschheit keine Ausnahme von der Natur. Wie bei allen anderen Arten können auch unsere Fähigkeiten ein einzigartiger Beitrag für das Wohlergehen und die Entwicklung des Ganzen sein. Stattdessen nutzen wir sie, um zu beherrschen und zu erobern.
„Wir schwächten die Kraft von Gaia und all ihrer Geschöpfe und schwächten so auch uns selbst.“
Unser Herz weiß das alles, ahnt, dass die Muster unserer Zivilisation ihre Verheißung verloren haben. Und es sucht nach den natürlichen Verbindungen: “Geist und Materie, Körper und Seele, Disziplin und Verlangen, Geld und Geschenk, Natur und Technologie, Mann und Frau, Gezähmtes und Wildes, Arbeit und Spiel, Leben und Kunst.“ Keine Ursache bleibt ohne Wirkung, also aus welchem Geist heraus setzen wir Ursachen? Aus dem alten Geist der Separation? Die alte Geschichte der Separation braucht den Menschen abgetrennt von seiner Umgebung, von anderen Menschen, abgetrennt von sich selbst. Trennung bedeutet Ablehnung, Urteil, Misstrauen, Konkurrenz, Distanz zu dem, was unser Handeln mit uns macht, mit anderen, mit anderem.
Mir gefällt Eisensteins friedliches Erzählen, seine Liebe und Fürsorge für den Mensch und seinen Schmerz, hin-und hergerissen zu sein zwischen den Anforderungen einer auf Spaltung ausgerichteten Moderne und dem viel kraftvolleren und kreativen Bedürfnis nach Verbindung, Miteinander, Wertschätzung alles Lebendigem, Wertschätzung für sich selbst. „Wir wählen die Geschichte, in der wir leben wollen“, schreibt Eisenstein und legt uns ans Herz zu vertrauen, auch wenn wir uns die verschlungenen Pfade und ihr Geheimnis noch nicht so recht vorstellen können.
DIE SCHÖNERE WELT, DIE UNSER HERZ KENNT, IST MÖGLICH | Charles Eisenstein | Übersetzung: Nikola Winter und Eike Richter | SACHBUCH Scorpio Verlag | München 2017 | 368 S. | €19,00
Die Buchhandlung Morgenstern
liegt zwischen Schwachhausen und östlicher Vorstadt in direkter Nähe zum Klinikum Bremen-Mitte. Das Team widmet in der Bücherauswahl dem Aktuellen wie dem Zeitlosen, verbinden das gewachsene anthroposophische Sortiment mit ausgesuchten Bereichen der Information und Belletristik, Kinderbüchern und Jugendliteratur. Christian Morgenstern schrieb: “Über jedem guten Buch muss das Gesicht des Lesers von Zeit zu Zeit hell werden.“ Dazu möchten die Buchhändler*innen in ruhiger, wohltuender Atmosphäre mit anregenden Lektüren, Beratung und Austausch beitragen.
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