Lesetipp: Caroline Finkeldey empfiehlt

Das Fahrrad ist nicht bloß ein Fortbewegungsmittel. Für Hannah Ross ist es viel mehr: eine feministische Freiheitsmaschine. 

Das Cover in rot mit Fahrrädern in blau und dem Titel in weißer Schrift.

So war es kein Wunder, dass Frauen bald begannen, nach Rekorden zu streben. Hannah Ross erzählt unter anderem die Geschichte von Annie Kopchovsky, einer lettisch-jüdischen Bostonerin, die 1894 als erste Frau eine Weltumrundung auf dem Fahrrad versuchte. Der erste Weltrekord für eine Weltumrundung durch eine Frau wurde jedoch erst 2012 aufgestellt. In 152 Tagen umrundete Juliana Buhring aus Italien die Erde. Dass es bis dahin so lange dauerte, ist für Ross auch ein Fall von fehlender Repräsentanz. 

Genau diese Lücke möchte sie schließen, in dem sie all den radfahrenden Frauen eine Bühne gibt, die für Freiheit, Selbstermächtigung und Schwesternschaft kämpften. Die Begeisterung der Autorin für ihre Protagonistinnen ist dabei ansteckend: Wer möchte nicht zu einer langen Radreise aufbrechen, nachdem er*sie die Schilderungen von Jenny Graham, der dritten Weltrekordlerin, über ihre Weltumrundung gehört hat? Ross versteht es dabei geschickt, die vielen Anekdoten in den historischen Kontext zu setzen, wie über Marie Curies, die ihre Hochzeit mit einer Radtour feierte. Am Ende steht die Erkenntnis, dass Frauen auf Fahrrädern nicht nur von A nach B kommen, sondern auch gesellschaftlichen Fortschritt erradeln. 

REVOLUTIONS. WIE FRAUEN AUF DEM FAHRRAD DIE WELT VERÄNDERTEN | Hannah Ross | SACHBUCH 2022 | Hamburg mairisch Verlag | 320 S. | €16,00


Caroline Finkeldey

ist Osteuropahistorikerin und unterstützt als Programm-Managerin Geschichtsprojekte für Jugendliche in ganz Europa. Den Weg zur Arbeit bestreitet sie mit dem Klapprad, in den Urlaub geht es mit Tourenrad, Packtasche und Zelt.  

Caroline Finkeldey vor einem braunen Hintergrund.
© Miriam Müller

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