In seinem Atlas der unentdeckten Länder entführt Dennis Gastmann die Leser*innen in Länder und Gegenden, von denen ich meist noch nie zuvor gehört hatte – und das obwohl ich mir einbilde, mich geografisch ganz gut auszukennen. Passend zur Reisezeit findet man sich mit Haien tauchend in der Südsee wieder oder wandelt auf den Spuren der Nachfahr*innen der berühmten Meuterer der Bounty auf Pitcairn Island. Spritzig und humorvoll schildert Dennis Gastmann seine Erlebnisse mit Einheimischen und mitreisenden Globetrotter*innen.
Bei aller Reiselust und allem Fernweh, die bei der Lektüre aufkommen, werden aber auch ernstere Themen angesprochen. So ist ein Kapitel Karakalpakstan gewidmet, einer autonomen Region am (ehemaligen) Aralsee. Hier führt uns der Autor vor Augen, welch weitreichenden Folgen die gnadenlose Ausbeutung der Natur haben kann. Für die Bewässerung von Baumwollfeldern wurden den Zuflüssen zum See enorme Wassermengen entnommen, was schließlich zum fast vollständigen Verschwinden des Sees führte. In der Folge hat sich das Klima der gesamten Region drastisch verändert. Die fehlende Pufferfunktion des Sees führt sommers wie winters zu extremen Temperaturen.
Allen, die dieses Jahr Urlaub auf Balkonien machen und die noch die passende Lektüre suchen und auch jenen, die niemals ohne Buch auf Reisen gehen, sei Atlas der unentdeckten Länder wärmstens ans Herz gelegt.
Christian Hohe
wurde 1990 in Coburg geboren. Um Meeresbiologie zu studieren, verschlug es den Oberfranken nach Bremen, wo er inzwischen sesshaft geworden ist. Als Techniker am Alfred-Wegener-Institut war er auf der Polarstern unterwegs, um das Klima zu erforschen. Seiner Leidenschaft für gute Literatur und gute Filme frönt er beim online Literaturmagazin Bücherstadt Kurier.