Nach dem überragenden Lesegenuss von Das achte Leben (für Brilka) war ich Nino Haratischwili quasi verfallen. Wie ein Groupie sprach ich sie voller Aufregung und Ehrfurcht auf der Frankfurter Buchmesse 2014 an, ob sie wohl zu meinem 5. Jubiläum in mein bescheidenes Bücherfenster würde kommen und dort lesen mögen ... Sie kam tatsächlich, und es war mein schönstes Lesungs-Erlebnis. Als Die Katze und der General erschien, war klar, dass ich sie unbedingt abermals würde einladen wollen und war überwältigt von der Begeisterungswelle, die diese Ankündigung auslöste - erstmals musste ein großer Veranstaltungsraum her, und wieder war es ein besonderer Abend.
Nun knüpft Nino Haratischwili mit Das mangelnde Licht auf eindrucksvolle Weise an die Qualität von Das achte Leben an. Wieder schafft sie es, dass wir ihrem Erzählstrom verfallen und uns widerspruchslos von ihr durch die Geschichte von vier jungen Frauen im Chaos der ersten Unabhängigkeits-Jahre Georgiens führen lassen. Es ist ein Sich-Ergeben, das Nino Haratischwili durch ihre Erzählweise in uns auslöst, ein Vertrauen darauf, dass wir heil am Ende herausfinden werden. Egal, wie schmerzvoll, emotionsgeladen, kraftvoll, irritierend oder auch beglückend die Erlebnisse auf dieser Reise sein werden.
Geschickt verknüpft die Autorin ihre Erzählung mit einer Gegenwartsebene: Über den Besuch einer Retrospektive ihrer früh verstorbenen (so viel wissen wir bereits sehr früh) Freundin und Fotografin führt die Erzählerin uns hinein in das Georgien ihrer Kindheit und Jugend; über die Fotos tauchen wir ein in den Innenhof, der die Bewohner*innen der vielen Wohnungen verbindet, wird das zweidimensionale Bild zur Erlebenswelt voller Emotionen, Gerüche, Lebendigkeit. Es ist ein intimes Mitwandern durch die Erinnerungen der Erzählerin, die uns einlädt, ihre Freundinnen und deren Geschichte in den Wirren der Zeit kennenzulernen, in der Georgien der Bandenkriminalität unterliegt, in deren Rivalitäten auch die vier jungen Frauen zunehmend aufgerieben werden. Was bleibt von den Träumen der Zukunft, welcher Weg ist der richtige, welcher Verrat womöglich unabdingbar?
Findorffer Bücherfenster
Die Buchhandlung Findorffer Bücherfenster findest du mitten in Findorff an der Hemmstraße. Hier haben gut erzählte Geschichten jeglicher Art ein Zuhause. Die Buchhändler*innen laden zu Entdeckungsreisen durch die Welt der Bücher ein - beim ausführlichen Stöbern oder in individueller Beratung. Das Sortiment beinhaltet vor allem Belletristik, Krimis und Kinder- und Jugendliteratur, eine Auswahl an Biografien und Sachbüchern, sowie aktuelle Lieblingsbücher aus den Bereichen Do-It-Yourself, Kochen und Garten. Einige Bremensien, außergewöhnliche Postkarten sowie eine kleine Auswahl an Geschenkartikeln runden das Programm ab.
Dieser Buchtipp kommt von Barbara Hüchting. Seit Februar 2010 ist sie mit großer Freude und viel Herzblut Inhaberin der Buchhandlung. Die befindet sich für sie im perfekten Stadtteil und sie freut sich täglich auf und über das aufgeschlossene und vielseitige Publikum. Bücher sind für Barbara Hüchting die unendliche Fülle unbekannter Welten, das Eintauchen in fremde Erlebenswelten und ein Feuerwerk der Möglichkeiten.
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