Von verlassenen Träumen und einem leichteren Morgen war damals der Titel, den ich aus rotem Geschenkpapier zog und der mir eigentlich sofort ins Herz hüpfte. Recht kurze Strophen, schmale Zeilen, die lange Gedanken folgen ließen. Clara Louise spricht in ihren Büchern mit sich selbst, aber auch mit mir, mit dir – eigentlich mit jeder und jedem, der zulässt, sich von Worten rühren zu lassen.
Ich streiche über das Cover, betrachte die kleinen Zeichnungen, die zwischen den Strophen sitzen und frage mich, was es ist, das mich schon immer an Lyrik faszinierte. Geschichten waren seit jeher meine große Liebe, doch nur Gedichte – so scheint mir – haben die Größe, mit mir mit zu wachsen. Klein zu werden, wenn mir alles zu viel wird und sich aufzutürmen, wenn ich bereit bin, die Welt zu erobern. Weil zwischen der Tinte die eigene Geschichte hängt, die nicht erzählt, sondern nur gefühlt werden kann.
„Ich wünsche mir, dass du beim Lesen dieses Buches deine eigenen Fantasien zulässt, träumst, abtauchst, um wach zu werden, doch vor allem wünsche ich dir von Herzen, dass du nie aufgibst, von einem leichteren Morgen zu träumen, wenn du gerade unter einer Wolke läufst.“, schreibt die Lyrikerin und Songwriterin selbst. Und als Zurück zum alten Kirschbaum folgte, spürte ich, dass wir gemeinsam gewachsen waren. Der kleine niedliche Zug auf dem Cover ist für mich sowohl Sinnbild als auch Einladung, ihren Tagebuch-Gedanken zu folgen, einzusteigen, auf Reisen zu gehen. Mir selbst zu begegnen und mich von Literatur spiegeln zu lassen, um am Ende vielleicht mich selbst zu erkennen. Und als Band drei Stimme der Leisen folgte, wusste ich: Es sind unsere Worte, unsere Macht zum Ausdruck, die uns stark macht. Unsere Stimme erheben heißt nicht immer zu brüllen und zu wüten, sondern manchmal einfach ganz sanft und vorsichtig in die Seele des Lesenden einzudringen, ganz und gar bewusst, dass gelesen in der rechten Zeit, Mauern eingerissen und Überzeugungen erschüttert werden können. Nicht nur dort draußen, sondern vor allem im Innen. Und so habe ich gelernt: „Sorge für dich – Als seist du die Liebe deines Lebens“ (Clara Louise).
Neben Golden freue ich mich jetzt schon auf das Erscheinen von Schon immer genug (21. Juni) und irgendwie weiß ich: Von Lyrik werde ich ganz bestimmt nie genug bekommen ….
Vivien Catharina Altenau
studierte in Oldenburg, sammelte langjährige Erfahrungen im Theater und ist nun begeisterte Bremerin. Neben ihren Tätigkeiten in der Georg Büchner Buchhandlung beschäftigt sich die Autorin mit freien Textarbeiten sowie der Organisation kultureller Projekte. Außerdem beteiligt sich Vivien Catharina Altenau als Mitglied des Kollits am Aufbau der jungen Literaturszene Bremen und schreibt auf Instagram als @lolle.liest über Herzensbücher und das Leben.
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