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Der Fußballer Kingsley Coman zeigt mit den Fingern ein L.
© Jose Breton/Pics Action, Alamy

Tote Sprache: FC Bayern erbost über CSU-Entscheidung
von Ian Watson

Münchendpa – Nach dem entschiedenen Drängeln der Freisinger Bischofskonferenz im letzten Jahr, dass die bayrische Regierung neulich veranlasste, Latein als Landessprache wiedereinzuführen, werden die Konsequenzen der Entscheidung immer sichtbarer. Unmut verbreitet sich zunehmend, z. B. beim FC Bayern München, wo die Namen und Rückennummern der Spieler entsprechend geändert werden mussten.

Der französische linke Flügelstürmer Kingsley Coman (heißt jetzt Rex Accedere) wurde als Erster von der finanziellen Seite der Angelegenheit betroffen, denn er musste, um Kosten bei der Neubeflockung der Trikots zu sparen, seine Position als Linksaußen (Nr. 11) aufgeben und als Nr. römisch zwei (II) rechter Verteidiger spielen. Das Bild zeigt ihn bei seiner Forderung an die Obrigen, wieder links spielen zu dürfen. Allerdings wäre er damit die Nr. 50. 

Während der junge Jamal Musiala (nun inzwischen Marmeladus Euterpe und Nr. XLII,) sich als Muslim überhaupt weigert, die lateinischen Bezeichnungen anzunehmen, sieht es die Nummer 40, der marokkanische Verteidiger Noussair Mazraoui anders; die neue Nummer XL wurde ihm als Zeichen seines Status im Verein verkauft. Aus Leipzig meldete sich der ehemalige FCB-Mittelstürmer Mario Gomez: „Meine Vorfahren sind aus Spanien vor der Inquisition geflohen – und dann das!“

Der niederländische Mittelfeldmann Ryan Gravenberch (jetzt Ardea Fossamons) ist zu zusätzlichem Krafttraining im Schulterbereich verdonnert worden, damit seine Nummer 38 als XXXVIII auf sein Trikot passt.

Lediglich ein einziger Bayern-Spieler und ein ehemaliges Idol waren bereit, uns gegenüber eine positive Aussage zu machen: Teoma Pistor (XXV), ehemals Müller, behauptete: „Ich weiß, dass jedes Tor gleich viel zählt, nämlich immer eins – ähm, großes I“ Die frühere Nummer 31 (XXXI) Bastardus Porcusconscendor, ehemals Schweinsteiger, erwiderte: „Woss hobben die denn olle?“ [Zurückübersetzung ins Bayrische: Redaktion]

Berichte, dass der Vorsitzende und Spitzenkandidat der Bayerischen SPD Florian von Brunn („Ich lehne es einfach ab, als Florianus Putearius durchs Leben zu gehen!“) einen Asylantrag in der Schweiz gestellt haben soll, konnten bis dato nicht bestätigt werden.

Aktuelle Meldung! Während zurzeit Kingsley Coman eine gute EM für Frankreich spielt, gibt es Gerüchte, dass er aus Trotz von Bayern weg will. („Bavaria? C‘est pour moi une bière hollandaise.“) Sein Wunschziel soll sein alter Jugendverein Paris Saint-Germain sein.


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Ian Watson

veröffentlicht seit dem Studium in Belfast neben wissenschaftlichen Publikationen und literarischen Übersetzungen Gedichte, Essays und Rezensionen auf Englisch und Deutsch; er lebt seit den 1970er Jahren in Bremen. Er machte Radio-Features sowie den TV-Film Cool to be Celtic über irische Musik (arte 1999; mit Marcus Behrens), moderiert Festivals und Lesungen überregional. Lange war er Hochschuldozent für Anglistik und Kreatives Schreiben, Gründer und (mit Simon Makhali & Julia Boll) Herausgeber der Literaturzeitschrift newleaf. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder.

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Porträt von Ian Watson
© Carmen Simon-Fernandez

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