In den Tagen zwischen den Jahren steht die Zeit gefühlt still. In unserer schnelllebigen und stressigen Welt gibt uns das die Möglichkeit, durchzuatmen, den Tag im Pyjama zu verbringen und uns außerhalb unseres Alltags zu verorten. Warum also nicht mal Stift und Papier zur Hand? Und warum nicht mal selbst ganz bewusst ins Reflektieren kommen?
Ich glaube, man kann Chat GPT nicht fragen, was deine schönsten Momente des Jahres waren, was du genauso in 2025 weiter machen willst und was du dir darüber hinaus fürs kommende Jahr wünschst.
Dieser Beitrag ist auf eine Art ein Gegenentwurf zu unserem Monatsthema KI – und eine Anleitung für einen wrapped der persönlichen Art.
Ich fahre über Weihnachten immer ins Wendland, wo ich aufgewachsen bin. Auf dem Land sind die Tage zwischen den Jahren nochmal langsamer.
Irgendwann kommt dann nach den Weihnachtsfeiertagen der Punkt, wo ich mich dazu entschließe, mir mindestens eine Stunde zu nehmen, um das Jahr Revue passieren zu lassen.
Ich mache es mir bequem mit einer Wärmflasche im Rücken und ruhiger Musik, vielleicht mache ich mir einen Tee (und lasse ihn kalt werden) – und dann denke ich nach, einfach so, über mich.
Ich fange mit einer der guten Listen an: „Die zehn schönsten Erlebnisse 2024“ schreibe ich als ersten Titel auf und darunter immer „ungeordnet“ (wie sollte man auch sonst etwas unter 1. aufschreiben? Aber vielleicht hast du auch gar kein Problem damit, zu bestimmen, welches Ereignis in 2024 deinen ersten Platz belegt.) – bei mir dauert es in der Regel nicht lange und die Liste beginnt sich zu füllen.
Meistens gerate ich nach der ersten Handvoll offensichtlichen guten Erlebnissen ein wenig ins Stocken. Dann nehme ich mein Tagebuch für das Jahr zur Hand und stöbere ein wenig darin herum; wenn du kein Tagebuch schreibst, kannst du auch einfach in deinem Terminkalender blättern.
Mit „Die zehn schönsten Erlebnisse“ ist diese Liste zwar überschrieben, aber irgendwann komme ich immer an einen Punkt, an dem mir mehr und mehr schöne Dinge einfallen, manche größer als andere. Hier mal ein paar Beispiele der letzten Jahre: mein Geburtstag, die Konzerte, auf denen ich war, dass ich seit mehreren Jahren Nichtraucherin bin, dass ich auf der Hochzeit einer guten Freundin für die beiden deren Song gesungen und mich auf der Gitarre begleitet hab, ein erster Solo-Trip nach Paris, ein erster Auftritt auf einer Offenen Lesebühne, eine besonders gelungene Moderation einer Lesung, etc.
Die zweite Liste ist optional und vielleicht hast du dazu gar keine Lust, aber ich schreibe „gern“ auch folgendes auf: „Die schlimmsten Erlebnisse 2024“ – das mache ich nicht, weil ich mich gern leiden sehe, sondern weil das Schlechte natürlich genauso zum Jahr gehört und weil ich es als wirklich wertvoll empfinde, mit mehreren Monaten Abstand auf diese Ereignisse zu schauen. Hier müssen es natürlich keine zehn Einträge werden; ich hatte letztes Jahr zum Beispiel nur vier.
Die dritte Liste überschreibe ich mit: „Meine Wünsche für 2025“.
Das ist bei mir meistens eine Mischung aus den anderen zwei Listen: mehr vom Guten, weniger vom Schlechten (wenn’s mal so einfach wäre, haha)!
Vielleicht hast du ja Lust, dein 2024 mithilfe dieser Listen zu reflektieren. In einem Jahr kannst du dann einen weiteren Schritt in dieser Routine etablieren, den ich auch sehr empfehlen kann: Deine Listen von 2024 lesen!
Janin Rominger
ist 1994 im Wendland geboren, hat in Halle (Saale) Germanistik und Anglistik studiert und ist seit 2022 Bremerin. Janin arbeitet für das Bremer Literaturkontor und für das Literaturhaus: Sie betreut die Bremer BuchPremieren, organisiert die Veranstaltungsreihe queer.lit!, unterstützt bei der Galaxie der Bücher und moderiert gern Lesungen. In ihrer Freizeit engagiert sie sich ehrenamtlich in einem Kollektiv und organisiert Benefizparties.