Marion Poschmann erhält den von der Rudolf-Alexander-Schröder-Stiftung verliehenen Bremer Literaturpreis 2021 für ihren Gedichtband Nimbus (Suhrkamp 2020). Jana Volkmann wird für ihren Roman Auwald (Verbrecher Verlag 2020) mit dem Förderpreis zum Bremer Literaturpreis ausgezeichnet.
Marion Poschmann wurde 1969 in Essen geboren und lebt heute in Berlin. Während ihres Studiums der Germanistik und Slawistik schrieb sie ihr erstes Gedicht und hat inzwischen mehrere Romane, Essay- und Gedichtbände veröffentlicht, für die sie mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet wurde. Für ihren letzten Roman, Die Kieferninseln (Suhrkamp 2017), erhielt Poschmann den Klopstock-Preis und stand auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis und den Man Booker International Prize. 2021 wird nun ihr Gedichtband Nimbus (Suhrkamp 2020) mit dem mit 25.000 € dotierten Bremer Literaturpreis ausgezeichnet.
„Die Landschaft in Teile zersägen“, heißt es im Text 3 Manjur, Innere Mongolei – ein schönes Bild für die Betrachtungen, die Poschmann in ihren Gedichten anstellt. Enzyklopädisches Wissen stellt sie neben die zarte Vergänglichkeit des schmelzenden Schnees und die Tatsachen unserer globalisierten Welt. Das ist eine der Qualitäten der Texte von Marion Poschmann, die die Jury in ihrer Begründung zur Vergabe des Bremer Literaturpreises lobt: „Der Gedichtband Nimbus überführt mit großem Formbewusstsein die Tradition der Naturlyrik in das Zeitalter von Klimawandel und Artensterben. Ihre Gedichte fügen Kindheitserinnerungen, präzise Gegenwartsbeobachtung und historische Wissensspeicher zu Naturbildern zusammen, die durch ihren Reichtum an Details bestechen.“
„Noch gestern hielt ich mich in tiefverschneiten
Bergen auf. Jetzt sind sie eingeebnet,
aufgelöst, ganz schlicht, so wie man einen
Kühlschrank abtaut. Ich sah Wasser rinnen,
sah das Eis in Brocken von den Wänden
brechen, alles fiel zu Tal und wurde
flüssig, wurde Tal und wurde nichts.“
Marion Poschmann:
Und hegte Schnee in meinen warmen Händen,
Nimbus, Suhrkamp 2020
Der mit 6.000 € dotierte Förderpreis zum Bremer Literaturpreis geht an die in Wien lebende Jana Volkmann für ihren Roman Auwald (Verbrecher Verlag 2020). Nach einem Studium der Europäischen Literaturen in Berlin schreibt Volkmann neben Essays und Literaturkritiken auch an einer Dissertation zum Hotel in der Gegenwartsliteratur. 2015 erschien ihr Debütroman Das Zeichen für Regen (Edition Atelier), dem ein Band mit Kurzgeschichten und eine Erzählung vorausgegangen waren.
In Auwald geht es um die Tischlerin Judith, die einen Tagesausflug nach Bratislava beginnt, unterwegs scheinbar verloren geht und sich dabei selbst findet. Die Bremer Jury lobte Volkmanns „beeindruckendes Talent für eine dichte Wahrnehmungsprosa“: „Sie verwandelt auf originelle Weise ein Katastrophengeschehen in die Möglichkeit, sich einer privaten Krise zu stellen.“
Die Jury zum Bremer Literaturpreis bestand 2021 aus dem Vorsitzenden Lothar Müller (Süddeutsche Zeitung) sowie Richard Kämmerlings (Die Welt), Barbara Lison (Stiftung Bremer Literaturpreis), Dr. Wiebke Porombka (Deutschlandradio Kultur), Michael Sieber (Stiftung Bremer Literaturpreis), Tonio Schachinger (Förderpreisträger 2020, Österreich), Dr. Daniela Strigl (Österreich) und Dr. Stefan Zweifel (Schweiz).
Website der Rudolf-Alexander-Schröder-Stiftung für Mehr Informationen