Schreiben ist für mich...
...absolut nichts Magisches, sondern Handarbeit – wie das Stricken vieler größerer und kleinerer Projekte. Manche werden am Ende gut, bei manchen verfranst man sich, manchmal macht es richtig Spaß, manchmal ist es ohne Ende nervig und man verliert ständig den Faden. Aber trotzdem macht man es immer wieder – auch, weil ein guter Text wie ein schönes Geschenk für andere sein kann, die sich darin wiederfinden. Wie ein gutes Paar selbst gestrickter Socken.
Ich lese am liebsten...
...total viel Kram auf dem Handy, im Internet, und zwar schon seit Jahren, da bin ich ganz ehrlich. Und am liebsten in öffentlichen Verkehrsmitteln oder während nebenbei der Fernseher läuft. Das Buch, das ich in den letzten Jahren aber am häufigsten gelesen habe, ist von Marlen Haushofer: Die Wand.
Ich finde, man sollte viel öfter...
...schlafen und nichts tun, aber das geht ja leider nicht immer!
Bremen ist für mich...
...ein Wunschort. Ich sage schon seit Jahren: Wenn ich innerhalb Deutschlands umziehen müsste, dann würde ich nach Bremen ziehen. Viele Menschen können das bezeugen!
Als nächstes möchte ich...
...Tja. Ich würde gern sagen: ein zweites Buch schreiben, und das stimmt natürlich auch. Aber tatsächlich möchte ich vorher dringend meinen Keller entrümpeln.
Bei OUT LOUD freue ich mich auf...
...den Austausch mit dem Publikum und einen sehr schönen Raum. In dieser Reihe haben so wunderbare Autor*innen gelesen, dass ich mich ganz geehrt fühle, dieselbe Bühne füllen zu dürfen.
Und weil es im November unser Ausgabenthema ist: Narben...
... Puh, das ist so ein großes Thema. Ich selbst habe den Verdacht, dass das Politjahr 2023 sehr viele Narben bei mir hinterlassen wird – und ich damit nicht die einzige sein werde.
Nadia Shehadeh
wurde 1980 geboren, ist Soziologin und Autorin, wohnt in Bielefeld und lebt für Livemusik, Pop-Absurditäten und Deko-Ramsch. Sie betreibt ihren eigenen Blog shehadistan.com und ist Mitbetreiberin des Blogprojekts maedchenmannschaft.net. Shehadeh ist Kolumnistin des Missy Magazine sowie bei Neues Deutschland und freie Autorin bei der taz. Hauptberuflich arbeitet sie seit 2007 als Soziologin in der Erwachsenen- und Jugendarbeit.
Anti-Girlboss. Den Kapitalismus vom Sofa aus bekämpfen ist ihr erstes Buch. Darin entlarvt sie Phrasen wie "Leistung zahlt sich aus!". Vor allem Frauen wird eingetrichtert, dass sie sich mit individuellem Ehrgeiz aus gesellschaftlichen Ungerechtigkeitsstrukturen befreien könnten. Das ist kollektiver Selbstbetrug, der uns auf perfide Art Chancengleichheit vortäuscht und zu immer mehr bezahlter und unbezahlter Arbeit antreibt, findet Nadia Shehadeh. Statt ein stressiges Leben auf der Überholspur befürwortet sie das Leben als Anti-Girlboss: Ambition spielt darin keine Hauptrolle mehr und das Durchschnittliche wird nicht verachtet, sondern begrüßt. Sie plädiert dafür, sich eine Komfortzone zu bewahren, die davor schützt, für Anforderungen von außen auszubrennen. Wenn wir erkennen, dass es nicht so wichtig ist, alles zu haben, alles zu können und immer am Limit zu arbeiten, lebt sich das Leben nicht nur leichter, sondern auch glücklicher.