Schreiben ist für mich...
...Arbeit im besseren Sinne, also erst einmal ohne Lohn-Präfix, außerdem die beste Entschuldigung, sich tagelang mit einem für den Rest der Welt komplett unwichtigen, obskuren Thema auseinanderzusetzen, weil man es gerade für eine Viertelseite braucht.
Ich lese am liebsten...
...im Zug oder in der Straßenbahn. Hauptsache, um mich herum bewegt es sich.
Ich finde, man sollte viel öfter...
...streiken. Ist immer gut, wenn es geschieht und geschieht in diesem Land viel zu selten.
Bremen ist für mich...
...der Ort, an dem sehr viel anfing. Auch der Ort, an dem ich meine allererste Lesung hatte, nach der ich auf einmal mit einem Glas Schnaps in jeder Hand dastand, nicht mehr so richtig wusste, wie das passiert war und mir dabei dachte: Vielleicht ist das mit dem Schreiben doch keine so schlechte Idee.
Als nächstes möchte ich...
...meinem Sohn das Meer zeigen.
Und weil es im April unser Ausgabenthema ist: Randzonen...
...sind die besseren Zonen, behaupte ich einfach. Peripherie ist immer besser als Zentrum, das Vergessene interessanter als das Neue. Oder andersrum. Was weiß denn ich.
Philipp Böhm
wurde 1988 in Ludwigshafen geboren. Sein Debütroman Schellenmann erschien 2019 im Verbrecher Verlag. Er ist Mitglied der Redaktion des Literatur- und Kulturmagazins metamorphosen, schreibt für die Wochenzeitung Jungle World und arbeitet für das Kreuzberger Literaturhaus Lettrétage. Er lebt und arbeitet in Berlin. 2014 bekam er das Bremer Autor*innenstipendium. Außerdem ist er mit dem Text Staub im MiniLit-Heft Nr. 3 des Bremer Literaturkontors vertreten.
Vor kurzem erschien sein Band Supermilch (Verbrecher Verlag 2022). Die Geschichten darin erzählen von einer unruhigen, nervösen Zeit: von der Transformation der Arbeitswelt, von digitalem Alltag und der Zerstörung der Natur. Die Menschen sind überfordert von ihrer Lohnarbeit, die doch angeblich mehr sein soll als nur Arbeit. Sie sind ermüdet von der beständigen Suche nach der besten Version ihrer selbst und können doch nicht davon lassen. Sie haben Angst, aber können nicht sagen wovor. Also stürzen sie sich in Privatobsessionen, suchen ihr Glück im Ausstieg oder wählen sinnlose Gewalt als letztes Mittel. Supermilch wirft einen Blick in die Zukunft – und die ist bedrohlich, flimmernd und weird.
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