Antonio Muñoz Molina im Interview

Sie wurden mit Ihrem Roman Tus pasos en la escalera / Tage ohne Cecilia in das Instituto Cervantes in Bremen eingeladen. In Spanien wurde das Buch bereits 2019 veröffentlicht. Was sind Ihre aktuellen Projekte?

Seitdem der Roman in Spanien erschienen ist, habe ich nicht aufgehört zu arbeiten. Das ist mein Beruf. Ich habe ein Buch mit Essays über das Prado-Museum, Rondas del Prado, und eine Mischung aus Tagebuch und persönlicher Erinnerung an die Pandemie, Volver a dónde, veröffentlicht. Jetzt arbeite ich gerade an einem Roman, der hoffentlich kurz und sehr intensiv sein wird, eine Liebesgeschichte, vielleicht etwas gespenstisch.

Sie werden dieses Jahr die Frankfurter Buchmesse eröffnen, was ist das für ein Gefühl?

1991 wurde Spanien zur Messe eingeladen, und ich war auch dabei, in den ersten Jahren meines Lebens als Schriftsteller, als meine Bücher gerade anfingen, übersetzt zu werden. Nach dreißig Jahren wieder zurückzukommen, lässt mich an alles denken, was ich in dieser Zeit  – fast mein ganzes Erwachsenenleben – geschrieben und veröffentlicht habe. Es gibt mir ein Gefühl kontinuierlicher Anstrengung, wenn auch leider keine Gewissheit über den Wert dieser Anstrengung.

In unserer Oktober-Ausgabe geht es um spanische Literatur. Was kennzeichnet Ihrer Meinung nach die spanische Literatur?

Es ist sehr schwierig, die Literatur eines ganzen Landes zu charakterisieren, das so vielfältig, so pluralistisch und so wechselhaft ist. Ich denke, dass das wesentliche Merkmal der Literatur in den Jahren, in denen ich veröffentliche – seit Mitte der 1980er Jahre – der Kreativitätsschub durch die Demokratie, die Öffnung nach außen nach den Franco-Jahren und vor allem das Auftauchen der Frauen ist, zunächst als Mehrheit des Lesepublikums und später mit ihren eigenen Stimme als Schriftstellerinnen. Seit ich angefangen habe zu veröffentlichen, ist die größte Veränderung von allen diese Präsenz von Frauen.

Cover des Buchs "Tus pasos en la escalera" von Antonio Muñoz Molina

Buchcover von Antonio Munoz Molina - Tage ohne Cecilia

Usted fue invitado al Instituto Cervantes de Bremen con su novela Tus pasos en la escalera. En España el libro ya se publicó en 2019. ¿Cuáles son sus proyectos actuales?

Desde que salió esa novela en España no he parado de trabajar. Es mi oficio. He publicado un libro de ensayos sobre el museo del Prado, Rondas del Prado y una mezcla de diario y memoria personal de la pandemia, Volver a dónde. Ahora trabajo en una novela, que espero sea breve y muy intensa, una historia de amor quizás algo fantasmal.

Este año usted inaugurará la Feria del libro de Fráncfort. ¿Qué sensación es esa?

En 1991 España fue invitada en la Feria y también estuve allí, en los primeros años de mi vida como escritor, cuando mis libros empezaban a traducirse. Volver al cabo de treinta años me hace pensar en todo lo que he escrito y publicado en todo este tiempo, casi mi vida adulta entera. Me da una sensación de esfuerzo continuo, aunque por desgracia no de seguridad sobre el valor de ese esfuerzo.

Nuestra revista de octubre trata sobre la literatura española. En su opinión ¿qué caracteriza a la literatura española?

Es muy difícil caracterizar la literatura de un país entero, tan variado, tan plural, tan cambiante. Creo que el rasgo fundamental de la literatura en los años que yo llevo publicando – desde mediados de los ochenta – es la eclosión de creatividad que trajo consigo la democracia, la apertura al mundo exterior después de los años del franquismo y sobre todo la irrupción de las mujeres, primero sobre todo como público lector mayoritario, y después con sus propias voces de escritoras. Desde que yo empecé a publicar hasta ahora el mayor cambio de todos ha sido esa presencia de las mujeres.


Porträtfoto von Antonio Munoz Molina.
© Elena Blanco

Antonio Muñoz Molina

1956 im andalusischen Úbeda geboren, zählt zu den wichtigsten Gegenwartsautoren Spaniens und hat mehr als ein Dutzend Romane veröffentlicht, darunter Die Augen eines Mörders (1997), Die Nacht der Erinnerungen (2011), Schwindende Schatten (2019) und Gehen allein unter Menschen (2021). Sein belletristisches Werk wurde vielfach ausgezeichnet, so gleich zwei Mal mit dem spanischen Staatspreis für Literatur. 1995 wurde er in die Königlich Spanische Akademie für Sprache und Dichtung aufgenommen, 2019 ins Präsidium des Museo del Prado. Muñoz Molina lebt in Madrid und Lissabon.

Weiterlesen:

Bremer Literaturpreis 2025

Ganz frisch bekanntgegeben: Wilhelm Bartsch erhält im Januar den Bremer Literaturpreis 2025 für seinen im Wallstein Verlag erschienenen Gedichtband "Hohe See und niemands Land". Den Förderpreis zum Bremer Literaturpreis 2025 erhält Stefanie Sargnagel für ihren Roman "Iowa – Ein Ausflug nach Amerika" (Rowohlt 2023).