Stell dir vor, du lebst in einem Land, in dem alle Menschen nett zueinander sind. In einem Land, in dem es keinen Neid und keine Missgunst gibt, sondern nur Zusammenhalt und Hilfsbereitschaft. In dem neuen Kinderbuch von Kirsten Boie existiert dieser Ort: das Glückliche Land.
Doch eines Tages ist alles anders. Die Bewohnerinnen und Bewohner sind nicht mehr glücklich. Sie hören einander nicht mehr zu. Sie vertrauen niemandem mehr und verlieren ihren Zusammenhalt. Plötzlich sind alle unzufrieden und beschuldigen einander. Nicht mal die Gute Königin kann das Volk wieder zusammenbringen. Was ist passiert? Der Guten Königin wird schnell klar: Der Hoffnungsvogel ist verschwunden. Und ihr Sohn, der Freundliche Prinz Jabu, soll ihn finden.
Wer der Hoffnungsvogel ist, fragst du dich? Der Hoffnungsvogel ist ein kleiner bunter Vogel, der über das Glückliche Land wacht. Er spendet Trost und Geborgenheit, macht traurige Menschen mit seinen Liedern wieder glücklich und mildert negative Gefühle, einfach dadurch, dass er da ist. Jabu begibt sich mit Alva, der mutigen Tochter der Leuchtturmwärterin, und der heldenhaften Helene (dem sehr rostigen alten Schiff des Kühnen Kapitäns) auf die Reise, um den Hoffnungsvogel wieder in das Glückliche Land zu bringen. Dabei haben sie nur sich selbst und eine Melodie, die Jabu auf seiner Mundharmonika spielt und Alva singt.
Der Hoffnungsvogel glänzt nicht mit Action und Nervenkitzel auf jeder Seite, das Buch hat ganz andere Qualitäten. Kirsten Boie bietet ein sanftes und unbeschwertes Abenteuer mit diversen Held*innen, das mit Weisheiten und Toleranz gespickt ist, ganz nebenbei mit Vorurteilen und antiquierten Geschlechterrollen aufräumt und ganz viel Platz für Mut, Freundschaft, Verständnis und Akzeptanz lässt. Denn mutig sein bedeutet so viel mehr, als keine Angst zu haben. Die kurzen Kapitel eignen sich zum Vorlesen oder zum Selbstlesen, kleinere Illustrationen und ganzseitige Darstellungen von Katrin Engelking runden die Geschichte ab.
Was Leserinnen und Leser aus dem Buch mitnehmen können: den Apell, dass Menschen aufeinander Acht geben sollen und dass Empathie für eine glückliche Zukunft elementar ist. Das Buch ist ein Ausblick, wie die Welt aussehen könnte und wie wir unser eigenes kleines Glückliches Land erschaffen können. Und das geht auch ganz wunderbar ohne einen Hoffnungsvogel, denn die Kraft dazu steckt schon in jedem Kind.
Carlotta Kappelmann
ist 1996 geboren und lebt in Bremen. Nach Abschluss ihrer Ausbildung zur Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste in der Stadtbibliothek Bremen arbeitet sie nun in der (wohl schönsten) Zweigstelle Vegesack im Bremer Norden. Dort betreut sie den Kinderbestand und führt Veranstaltungen durch.
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