In Kinderbüchern sind Freundschaften immer präsent, es geht um die besten Freund*innen oder gleich um eine ganze Clique, wie etwa bei den Drei Fragenzeichen, den Fünf Freunden oder den Wilden Hühnern. Im Erwachsenenalter und in der Belletristik werden Freundschaften rarer und komplizierter: Die drei Musketiere von Alexandre Dumas prägten die Beziehungen ganzer Generationen, Elena Ferrante beschreibt eine schwierige lebenslange Freundschaft, Hanya Yanagihara in Ein wenig Leben, wie aus dieser Liebe entstehen kann und doch ist es schön, wenn im „richtigen“ Leben Freundschaften einfach gelingen.
Die Gespräche laufen mühelos und selbst wenn man einander monatelang weder gesehen noch gesprochen hat, kann man sofort in eine Unterhaltung wieder einsteigen und dort anknüpfen, wo man vor einer ganzen Weile aufgehört hat. Vielleicht ist es gerade diese Leichtigkeit, die eine gute Freundschaft ausmacht. Wenn man an diesem Punkt angekommen und wieder vereint ist, dann ähnelt diese Zeit der ersten Liebe, mit all ihrer Aufmerksamkeit und dem Werben um die andere Person. Zuweilen erinnert man sich nach ein paar Tagen auch wieder daran, weshalb man eigentlich so lange nicht mehr miteinander gesprochen hatte.
Olga Grjasnowa, geboren 1984 in Baku, Aserbaidschan, wuchs im Kaukasus auf. Sie absolvierte längere Auslandsaufenthalte in Polen, Russland und Israel und ist Absolventin des Deutschen Literaturinstituts Leipzig. 2011 erhielt sie das Grenzgänger-Stipendium der Robert Bosch Stiftung. Für ihren vielbeachteten Debütroman Der Russe ist einer, der Birken liebt (Hanser) wurde sie 2012 mit dem Klaus-Michael Kühne-Preis und Anna Seghers-Preis ausgezeichnet. Zuletzt erschien ihr Roman Der verlorene Sohn (Aufbau 2020). Für das Literaturmagazin Bremen schreibt sie im Januar und Februar über Freundschaft.
Olga Grjasnowa bei der LiteraTour Nord
Der verlorene Sohn bei blogsatz