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Gäste im amerikanischen Diner
© Lorenzo Nafissi on Unsplash

Warum tun wir, was wir tun?

Aufgeschnappt in New Haven, Connecticut
Von Sujata Bhatt

Erst war es wie Kanada---

und dann war es wie Amerika---

 

Du weißt, dass Reagan das nicht getan hätte,

und Bush hätte es nicht getan.

 

Wie ist es denn mit Mexiko?

Ich habe die Videos, und ich werde dran arbeiten.

Du könntest auch genauso gut fragen: „Wie ist es mit Platon?“

Na ja, du kennst dich doch aus in mexikanischer Geschichte.

Besser als sonst jemand.

Ein bisschen dauern wird’s schon noch.

Hörst du, was ich sage?

 

Er hat uns buchstäblich klar gemacht, wo wir sind.

Wie du weißt, kann man seine Schlüsse ziehen

aus dem, was man sieht.

 

Ist er schwarz?

Nein, ich glaub, er ist Puertoricaner.

Er ist irgendeine Art von Spezialist.

 

Er hat meine ganze Suppe aufgegessen.

 

Betrachte das historisch. Du musst das

historisch betrachten.

 

Es ist, als würde ich mich selbst auslöschen.

Das hat Sam gesagt.

 

Findest du nicht auch, dass die Weißen nerven?

 

Ich hab’s ziemlich lange getan.

Es macht Spaß.

Es lässt sich nicht beweisen.

Du weißt, dass es gefährlich sein könnte.

Ich habe nur zugeguckt.

 

Und dann gibt‘s da diese ganzen Farben.

Was soll man mit Farben anfangen?

 

Das war noch so eine komische Sache.

Jepp, das ist in England passiert.

Ein Grünfink? Und noch ein anderer Vogel?

 

Hat das echt jemand so gesagt?

Und ich meinte zu ihr: „Amy, ich will dir nicht zu nahetreten, aber…“

 

Obwohl ich finde, dass Asiaten---

die bestehen doch zur Hälfte aus Aphorismen.

 

Oh, mein Gott! Das tut mir total leid!

Soll ich vermitteln

in dem Gespräch?

 

Ich hab‘s in Farbe gemacht, und es sieht so schrecklich aus.

Aber Jacob kennst du? Ich mag seine Zeichnungen.

 

Warum tun wir, was wir tun?

 

Du hast „wir“ gesagt?

Zu wievielt arbeitet ihr denn daran?

 

Ach, es ist schon ok, solange---

Du möchtest also den Ingwerkeks mit dreifach Schoko?

 

Aus dem Englischen von Michael Augustin


Sujata Bhatt

geboren in Ahmedabad, ist in Indien und den USA aufgewachsen. Sie studierte im berühmten Writers’ Workshop an der University of Iowa und lebt heute als Schriftstellerin und Übersetzerin in Bremen. Ihre Lyrik wurde vielfach ausgezeichnet und in mehr als 20 Sprachen übersetzt. Unter anderem erhielt sie den Commonwealth Poetry Prize, den Cholmondeley Award und zuletzt, in Mexico City, den Premio Internacional de Poesía Nuevo Siglo de Oro 1914-2014. Sie war Gastprofessorin in den USA und in Kanada und war zweimal Writer in Residence im Heinrich Böll Cottage auf Achill Island in Irland. 2020 gastierte sie als Writer in Residence am Bauhaus in Dessau. Sie hat auf zahlreichen Literaturfestivals in aller Welt gelesen. Ihre Bücher erscheinen bei Carcanet in England. 2020 veröffentlichte Hanser den Band Die Stinkrose, eine von Jan Wagner ins Deutsche übersetzte Auswahl ihrer Gedichte (eine der Lyrikempfehlungen 2021 auf der Liste der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung).

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Porträt von Sujata Bhatt
© Michael Augustin

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